Über uns

    Gegründet am 10.05.1928 feierte der VVL am 10.05.2003 mit einen Festakt sein 75-Jähriges Jubiläum.

    Der heutige Verkehrsverein wurde 1928 gegründet. Er ging als Nachfolgeverein aus dem Comitee für Veranstaltungen des historischen Sommertagzuges in Lambrecht hervor, das sich 1912 aus Kräften der 1907 gebildeten "Gesellschaft Frohsinn" formiert hatte. Schon vorher existierte ein Verkehrs- und Verschönerungsverein, der 1896 auf dem "Dicken Stein" ein Pavillon als Vorgängerbau des heutigen "Dicker Stein-Turm" errichtet hatte. Seine Wurzeln gehen jedoch bis ins Jahr 1753 bzw. 1755 zurück, als aus Spannungen zwischen dem fürstbischöflichen Grevenhausen und dem kurfürstlichen St. Lambrecht das Brauchtum des Lambrechter Sommertages entstand. Bis 1870 nahm sich diesem die Tuchmacherzunft an. Um die vorletzte Jahrhundertwende erfolgte seine Wiederbelebung durch heimatverbundene Bürger und deren Zusammenschlüsse zu den genannten Organisationen, bis diese 1928 durch den Verkehrsverein abgelöst wurden.


    Chronik: 75 Jahre Verkehrsverein Lambrecht für die Jubiläumsfeier am 10.5.03 von Karl Heinz Himmler

    Vorbemerkung: Dies hätte aus Anlass seines 70-jährigen Bestehens eine Chronik des Verkehrsvereins Lambrecht werden sollen. Weil aber dazu die ersten und überdies viele weitere maßgeblichen Aufschreibungen oder sonstige Dokumentationen fehlen, ist daraus eine Betrachtung über den örtlichen Fremdenverkehr im allgemeinen geworden und über die Frage, ob und inwieweit dazu der Verkehrsverein beigetragen hat. Die Aufarbeitung seines sich jetzt über siebeneinhalb Jahrzehnte erstreckenden Wirkens führen aus der Sicht des unbefangenen Betrachters zwangsläufig auch zur Frage nach dessen spezifischem Selbstverständnis. Dabei erweist sich, dass er, ganz unabhängig von seinem in der Satzung festgelegten Vereinszweck, bei seiner Gründung und mehreren Wiederbelebungen vorrangig ein Instrument zur Organisation von historischen Heimat-Freilichtfestspielen gewesen ist. War das die Pflege von Brauchtum? Es war wohl mehr die gespielte, inszenierte Aufarbeitung der langen und ereignisreichen Ortsgeschichte. In jedem Fall aber war und ist es Er immer auch ein Mittel zur Imagepflege der Stadt und ihrer Produktionsbetriebe gewesen und geblieben.

    Fremdenverkehr in dem Sinne von Beherbergung von Urlaubsgästen zur wirtschaftlichen Stärkung der Stadt und ihrer Bürger konnte, wollte er nie betreiben. Soweit er überhaupt versucht hat, Urlaubsgäste nach Lambrecht zu vermitteln, geschah das mit unzureichenden Mitteln. Auch hat er - mit Ausnahme der Periode, in der der Dicke-Stein-Turm und das Schwimmbad gebaut sowie die Lambertskreuzhütte des Pfälzerwald-Vereins ausgebaut wurde, nie nachdrücklich auf die Entscheidungsträger eingewirkt, die Voraussetzungen dazu zu schaffen, dass in dem von seiner Industrie gekennzeichnete Ort über den Tagestourismus hinaus Erholungsurlaube hätten atttraktiv gestaltet werden können. Wobei die Frage nach der Bereitschaft der Bevölkerung zur Beherbergung von Gästen offen bleibt und unter der Prämisse gesehen werden muss, dass sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg in großer Mehrzahl und die Frauen mit einbeziehend den ganzen Tag über in den Fabriken beschäftigt gewesen ist. Und soweit es die Umstände doch erlaubt hätten, blieb immer noch die Frage nach der Mentalität: Fremdenzimmer vermieten? - Ja, für einen größeren Zeitraum und als kalkulierbare Größe in der Haushaltskasse gern. Aber dann bitte an einen Webschüler oder eine in Lambrecht sesshaft gewordene alleinstehende Arbeitskraft. Da wusste man, woran man war.

    Dennoch hat der Verkehrsverein in dieser Zeit ganz wesentlich zum Selbstwertgefühl der Lambrechter Bevölkerung beigetragen.

    Vorgeschichte des Fremdenverkers

    Urlaub, Sommerfrische und Kuren sind für die breiten Schichten der Bevölkerung erst in der Zeit der Romantik erschlossen worden. Nach den Stränden und Küsten, den Alpen und Mittelgebirgen ist vom Haardtrand her, auch unter dem Einfluss von Aufenthalten der königlich bayrischen Familie, als eines der letzten Urlaubsziele auch der innere Pfälzerwald als Reiseziel für Sommerfrischler entdeckt worden. Wo blieb dabei das burgenreiche, wirtschaftlich aber arme Tal? Zunächst noch unter "Ferner liefen". Was war, was ist mit Lambrecht? Es ist ein Verteilerknoten für den Tagestourismus geworden, als Urlaubsort für längere Verweilzeiten kam der Fabrikort nie in Betracht.

    Der pfälzische Historiker Dr. Erich Schneider ("Die Entdeckung der Pfalz - Reisebilder zwischen 1789 und der Mitte des 19. Jahrhunderts") sieht die Anfänge des touristischen Interesses im Kriegsgeschehen von 1793-1795, als die Preußen, Sachsen und Österreicher zwangsläufig mit den Waldungen bei Kaiserslautern, Trippstadt und Edenkoben vertraut wurden, Geländekarten mit nach Hause nahmen und Kriegsberichte nachlesen konnten, die überschwänglich auch die landschaftlichen Aspekte verarbeiteten. Weitere Impulse vermittelten die Geschehnisse von 1832 und 1849, die Pfalzbesuche nach sich zogen. 1844 ist Gleisweiler, 1847 Dürkheim mit dem amtlichen Prädikat Badeort versehen worden. Allmählich wurde die Reiseliteratur aufmerksam: Schon 1795 in Brandenburg "Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft - besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Altertümer", 1817 die Wanderbeschreibungen "Gemälde von Rheinbaiern" von Philipp August Pauli, 1821 die Litographien von Friedrich Christian Reinermann mit pfälzischen Landschaftsmotiven, 1832 "Lohnende Exkursionen in der Pfalz" von Aloys Schreiber - sie wurden auch ins Englische und Französische übersetzt,

    1838 erscheinen vom wandernden Prediger Friedrich Blaul die Reiseschilderungen "Träume und Schäume vom Rhein". Darin konnte der Verfasser dem Tal außer einer Fülle von wohligen Sagen allerdings noch kaum, Lambrecht zwar eine malerisch schöne Lage, sonst aber auch keine besonderen touristischen Höhepunkte abgewinnen. August Becker lobte 1857 in seinem volkskundlichen Werk Die Pfalz und die Pfälzer wenigstens die anmutenden Wiesen und Obsthaine und das gute Essen und Trinken in den Gaststätten des Doppelorts Lambrecht-Grevenhausen..

    Seit der Reichsgründung 1870 begann man in besseren Kreisen, dem Beispiel des bayrischen Königshauses folgend, den Pfälzerwald - wozu sonst? - für die Sommerfrische zu nutzen. Kurhäuser entstanden, eines davon in Speyerbrunn, später auch in Lindenberg und Lambrecht, Burgen wurden restauriert, die Madenburg war eine der ersten. Erste Aussichtstürme gab es schon. Bald wurden es mehr. Mit der Ludwigsbahn waren 1849 die Sehenswürdigkeiten auch für Mannheim und Ludwigshafen erreichbar geworden. - Ludwigshafen zählte damals 28000 Einwohner, allein in seiner BASF arbeiteten 3500 Leute. Gerade auch ihnen, den Fabrikarbeitern, nicht nur den Privilegierten und der Intelligenz,wollten die Verschönerungsvereine in Neustadt, Edenkoben, Bad Dürkheim, Annweiler, Bad Bergzabern die Landschaft erschließen. Unter ihrem Einfluss entstand 1902 in Ludiwigshafen der Pfälzerwald-Verein, ihm folgte in Deutschland 1905 von Österreich kommend als weitere große Wanderbewegung der Touristen-Verein Die Naturfreunde. Auf dass wenig später der Ludwigshafener Mundartdichter Ludwig Hartmann treffsicher schildern konnte: "Am Sunndaach, wann des Wedder halt, do geht’s enauszus in de Wald."

    Die Anfänge des Fremdenverkehrs in Lambrecht

    Am 1. Juni 1932 ging bei der Stadtverwaltung Lambrecht ein Schreiben der ortsansässigen Buchdruckerei Köhler ein. Ein Werbefaltblatt fürs Elmsteiner Tal wolle sie herausbringen, und die beteiligten Gemeinden möchten dazu bitte einen Kostenbeitrag von jweils 100 RM leisten. Die Absicht wurde begrüßt. Indessen, der Verwaltungsrat fühlte sich dafür nicht zuständig. Das sei Sache des Verkehrsvereins, und damit war die Frage vom Tisch.

    Ob und wer sich an jenem Projekt beteiligt hat, ist nicht nachzuvollziehen. Aber der Verkehrsverein hat in jener Zeit bei Köhler seinem vielleicht ersten eigenen Prospekt drucken lassen. Er hat den Titel "Lambrecht im Pfälzer Wald" und präsentiert die Stadt mit den Schlagwörtern "Ausgesprochenes Waldgebiet" - "Preiswerter Erholungsaufenthalt, Touristenknotenpunkt" - "Wechselreiche Spaziergänge in Laub- u. Tannenwald". Mit den Hinweisen "An der Bahnstrecke Ludwigshafen a. Rh.-Saarbrücken - Endstation der Elmsteiner Talbahn - Kraftomnibus-Verkehr - Autostraße" spricht man den Nahtourismus als Zielgruppe an. Das von Karl Kissel geschaffene Lambrechter Lied wird zitiert.

    Die Tuchfabriken gingen mal gut, mal schlecht und sonst gab es kaum Arbeit am Ort. Man wollte deshalb am Fremdenverkehr als Wirtschaftsfaktor partizipieren. "Inzwischen wuchs der Fremdenverkehr", heißt es da, und: "Die Bevölkerung und das einheimische Gaststättengewerbe haben sich immer mehr auf die Verpflegung der Gäste eingestellt. Damit war Lambrecht zu dem gemacht, was es wirklich ist: ein Luftkurstädtchen." Soweit das Zitat. Der letzte Satz ist fett gedruckt.

    Wahrscheinlich ist das vollmundig klingende Heftchen Hans Seiberth zuzuschreiben, der bis Januar 1931 hauptberuflicher Bürgermeister gewesen und - weit über diese Amtszeit hinaus - bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten auch Vorsitzender des Verkehrsvereins war. Er ist überdies - und das schon in einer zweiten Phase - ab 1931 bis 1950 auch Vorsitzender der Ortsgruppe Lambrecht des Pfälzerwald-Vereins gewesen. Der Prospekt ist mit zahlreichen Wandertipps versehen. Schon das lässt auf Seiberth als Gestalter schließen. In einer dieser Touren wird der vom Bierkeller aus zum Eichelberg ansteigende Pfad als "Philosophenweg" bezeichnet.

    Zur Stärkung empfehlen sich in dem Werbeblatt die folgenden gastronomischen Betriebe: Die Hotels Ruff mit zwölf und Pfälzer Hof mit 4-5 Betten, die Bellheimer Bierstube, das Gasthaus Sterf, die Altdeutsche Weinstube, Otto Bittighofer, die Bahnhofswirtschaft, die Brauerei Neu, die Wirtschaft zum Pfälzer Wald Jakob Lay, Engelbert Schlosser, Wilhelm Karrer, Klemmhof, das Kurhaus zum Jägerheim mit drei Betten, die Weinstube Collofong, das Gasthaus Heinrich Becker, die Waldwirtschaft der Schützengesellschaft im Beerental, das Turnerheim der Freien Turnerschaft. Die Preise erscheinen heute unglaublich: Übernachten mit Kaffee Mk. 2,50, Mittag- oder Nachtessen jeweils Mk. 1,--, volle Pension Mk. 4,--. "Außerdem stehen bei Privaten eine Anzahl schöne Zimmer mit und ohne Verpflegung zur ständigen Verfügung.

    Dabei war die monostrukturierte Lambrechter Tuchindustrie damals seit geraumer Zeit stark notleidend. Drei alte Fabriken, nämlich Heinrich Hartmann, J. Sauerbrunn und F. Waltzinger Söhne hatten 1929/30 schließen müssen, die Firma J. J. Marx produzierte Tuche damals nur noch in Cottbus, den verbliebenen Betrieben Filztuchfabrik Marx, Gg. Botzong, F. & L und Gebr. Haas ging es ausgesprochen schlecht. Drei von fünf Familien waren direkt oder indirekt davon abhängig. Der Erwerbslosenstand war mit 777 so hoch wie nie. Da wurde nach jedem Strohhalm gegriffen.

    Ein weiteres Schlaglicht auf jene Zeit: Der pensionierte Hauptlehrer W. Häge vergleicht in der Lambrechter Talpost vom 1. April 1932 wortreich die Situation mit der, die dafür hundert Jahre zuvor gegolten hatte. Er wird nicht müde, die touristischen Aspekte des Standorts zu loben: Jetzt, also 1932, war "nicht zu verkennen, dass unsere Pfalz am Rhein...durch ihre Fülle von Naturschönheiten zu den schönsten und interessantesten Gegenden unseres deutschen Vaterlandes gehört. Aus diesem Grunde wird sie auch besonders in der Neuzeit sehr häufig von Naturfreunden, Touristen und Gelehrten...durchstreift, sei es zur Erholung oder zur Belehrung." Weshalb das Neustadter Tal trotz seiner zahlreichen Burgen und sonstigen Anziehungspunkte früher so wenig bekannt gewesen sei, lag - nach Häge - in seiner bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie schlechten Verkehrssituation und daran, dass "ehemals Verschönerungsvereine nicht bestanden, deren Zweck ja ist, die entfernten und hübschen Punkte unserer Gegend durch neue und bequeme Wege, durch Wegweiser, Markierungen, durch Touristen- und Ansichtskarten, Zeitschriften usw. bekannt zu machen und so das reisende Publikum anzulocken".

    Dazu dienten auch schon frühe Bildpostkarten. (Beispiele vermitteln die zum Buch gebundenen Sammlung "Romantische Talreise" oder die 1999 im Zunfthaus durchgeführten Ausstellung von alten Ansichtskarten, von denen eine Anzahl Reproduktionen im Handel noch erhältlich ist). Es gibt sie aus allen Orten im Tal spätestens ab der Wende zum 20. Jahrhundert. Im Fall Lambrecht zeigten sie als Attraktionen das damalige Schützenhaus am Eingang des Beerentals und das (Deidesheimer) Forsthaus im Luhrbachtal. Viel mehr hatte es auch gar nicht zu bieten.

    Immerhin hat es seit 1886 schon eine im Tal und für das Tal gedruckte Zeitung gegeben. "Von den gegenwärtig (Anm.: im Jahr 1932) hier mehr als 30 Vereinen bestanden in den dreißiger Jahren nur die Tuchmacherzunft, das Casino und die Aktiengesellschaften der einzelnen Tuchfabriken sowie der Färberei und der Walkmühle" befasst sich Häge in diesem Blatt auch mit dem Vereinswesen seiner und der hundert Jahre zurück liegenden Zeit. Dann führt er die erfolgten Neugründungen auf. Darunter findet man einen Verschönerungsverein. Aber Häge kennt 1932 noch keinen Verkehrsverein. Und doch hat es ihn eindeutig schon vier Jahre lang gegeben.

    Erste urkundliche Erwähnung des Verkehrsvereins

    Als Gründungsdatum ist in einem Schreiben des Vereins vom 8. September 1976 an einen Mitautor der Stadtchronik der 9. Mai 1928 genannt. Danach handelte es sich beim Verkehrsverein um die Umbildung des Ausschusses für Erhaltung historischer Feste unter der neuen Vereinsbezeichnung. Als Gründer werden in jenem Schreiben Bürgermeister Hans Seiberth genannt sowie Ludwig Fuchs, Otto Mergenthaler, Fritz und Emil Müller, Ludwig Wittemer, Rudolf Fischer und - ohne Nennung deren Vornamen - Selinger, Becker, Köhler, Hellmann und Kimmel. Leider sind aus jener Zeit keine Sitzungsniederschriften oder ähnliche Hinterlassenschaften mehr zu finden. Aber unter dem 21. August 1928 ist im Protokollbuch der Stadt von einem Stadtratsbeschluss als erster Hinweis auf die Existenz des Vereins nachzulesen, dass dem Verkehrsverein Lambrecht ein "Jahresbeitrag von Mk 100 bewilligt worden ist". Eine ungewöhnliche Großzügigkeit! Die Stadtväter, gewohnt, jeden Pfennig umzudrehen, bevor sie ihn ausgaben, hatten dafür sicher ihre guten Gründe. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass es sich bei dieser Zuwendung um einen Wechsel von der linken in die rechte Hand und um die Starthilfe für einen privaten Verein handelte, mit dessen Zweck und Ziel sich die Stadtverwaltung identifizierte.

    Ein weiterer Hinweis auf den Verkehrsverein findet sich in einer Eintragung vom 18. Juni 1930 im Protokollbuch des Verwaltungsausschusses. Der Lambrechter Tüncher Müller hatte Wegweiser beschriftet und der Stadt dafür die auf den Verkehrsverein ausgestellte Rechnung geschickt. Kostenpunkt 12,50 RM. Die Stadtkasse hat die Kosten übernommen, "weil es sich um allgemeines Interesse handelt". Am 15. Januar 1932 schreibt Hans Seiberth, der sich als Bürgermeister jetzt im Ruhestand befand, aber nach wie vor Vorsitzender des Verkehrsvereins war, an seinen Amtsnachfolger Dr. Behrens und beklagt, dass es die Stadt an der notwendigen Unterstützung fehlen lasse. Immerhin erreichte er damit, dass man sich gemeinsam an einen Tisch setzte, um darzulegen, "was alles seitens der Stadt zur Verkehrswerbung geschehen ist und welche finanziellen Opfer die Stadt gebracht hat. Folgerichtig wurde am 1. Juni 1932 einer Eingabe des Verkehrsvereins nicht stattgegeben. Bei der Firma Waldkirch in Ludwigshafen war ein Posten von 40 RM offen, dessen Bezahlung die Stadt (anders als die schon erwähnte Tüncherrechnung) nicht übernahm.

    Die "Chemie" scheint zwischen den Partnern in jenen Monaten der politischen Zuspitzung nicht so ganz gestimmt zu haben. Die Talpost veröffentlichte am 10. Juni 1932 unter der Rubrik "Eingesandt" einen Leserbrief mit der Überschrift "Wo bleibt der Verkehrsverein?" Der Verkehrsverein bezog umgehend Stellung. Eine groß angelegte Versammlung einzuberufen, sei Angelegenheit der Stadt, ließ er verlauten.. So nicht! befand der Verwaltungsausschuss und hielt fest: "Der Ausschuss ist damit einverstanden, dass hierzu die zur Veröffentlichung gebrachte Erwiderung in beiden Tageszeitungen veröffentlicht wird. Es wird darin zum Ausdruck gebracht, dass dies nach den gegebenen Verhältnissen nicht Aufgabe der Stadtverwaltung, sondern der alten Vorstandschaft des Verkehrsvereins ist." Was man in diesem Zusammenhang unter altem Vorstand zu verstehen hat und wie es weiter gegangen ist, lässt sich nicht mehr feststellen.

    Wohl aber - am 18. Oktober 1932 - neue Untertöne im Umgang und eine konziliantere Haltung der Stadt in Kostenfragen. Jetzt dankte der Verkehrsverein dem Bürgermeistter ausdrücklich für die bei seinen Werbemaßnahmen zuteil gewordene Unterstützung durch die Stadt. Der Verkehrsverein plante, in Verbindung mit dem Pfälzischen Verkehrsverband in den ersten Dezembertagen einen "Pfälzer Lichtbilderabend" durchzuführen. Er ersuchte die Stadt um Übernahme der Kosten für Licht und Heizung. Die Stadt schoss darauf hin zwei Reichsmark und zwei Zentner Koks zu.

    Auch mit einem anderen Vorhaben zeigte sie sich einverstanden. Der Verkehrsverein hatte nämlich angeregt, im freiwilligen Arbeitsdienst die Rodelbahn herzurichten, um auf diese Weise auch im kommenden Winter den Fremdenverkehr zu fördern. Ob es sich da am Hang des hinteren Beerentals um eine Neuanlage oder um eine Wiederherrichtung gehandelt hat? - Jedenfalls erlaubte die Stadt, dass zu diesem Zweck auch störende Bäume entnommen werden durften. Unter der Oberaufsicht des Forstamts allerdings, versteht sich.

    Die örtlichen Vorgänger des Verkehrsvereins

    Die ältesten mir bekannte Zeugnis der Feier einer Lambrechter Tradition liegt im Stadtarchiv, hängen im Verlag Edel und in meinem Flur. Bei dem eienen handelt es sich um die eine Kopie der 1906 von einem gewissen C. Jacobs im Laden der damaligen Bäckerei Fritz, später Kimmel gemalten Szene mit 26 Personen und einem bekränzten weißen Bock. Die stellt nach ihrer Beschreibung "die Verlesung der Napoleonischen Urkunde bei Versteigerung des Lambrechter Gaisbocks in Deidesheim im Jahr 1830" dar und war auch als Postkarte im Handel gewesen. Wenn die Darstellung authentisch ist, ist die Ablieferung des zur Abgeltung von Rechten im Deidesheimer Hinterwald alljährlich am ersten Dienstagmorgen nach Pfingsten am Deidesheimer Rathaus abzuliefernden Geißbocks auch chon für Lambrecht eine feierliche Zeremonie gewesen. Ob es deshalb auch damals schon einen Vorläufer des Verkehrsvereins gegeben hat?

    Der schon erwähnte Hauptlehrer Häge erwähnt in seiner schon erwähnten umfangreichen Zeitungsfolge jedenfalls nichts davon. Wohl aber das Bild an der Wand im Verlag Edel - das zweite Zeugnis von den Wurzeln des Verkehrsvereins. Es ist die Hinterlassenschaft der - ab 1905 und noch 1921 belegten "Gesellschaft Frohsinn" und des damit in Verbindung stehenden Comités zur Ausrichtung historischer Feste", von dem noch ausführlich zu berichten sein wird.

    Was die Gesellschaft "Frohsinn" betrifft, gibt es in den städtischen Archivalien auch noch eine von ihr herausgegebene Festschrift zum historischen Festug "Alt-Lambrecht" am Sonntag, 27. Januar 1907. Darin sind als Ausschussmitglieder genannt: Adolf Edel, 1. Vorstand, G. Häckel, 2. Vorstand, Hch. Ehrhardt, Kassier und J. Frank als Schriftführer sowie als weitere Vorstandsmitglieder D. Denninger, Max Neu, H. Schlosser und Anton Wilhelm. Die Philosophie dieser als Vorläufer des Verkehrsvereins geltenden Vereinigung lautete: "Die Gesellschaft Frohsinn ist bestrebt, durch Veranstaltung historischer Festzüge das Interesse der Bevölkerung für die Geschichte unseres Vaterstädtchens zu erwecken bzw. zu erhalten, und hat die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, dass diese Veranstaltungen seitens der Einwohnerschaft von Lambrecht und Umgegend mit Freude und Dank aufgenommen wurden. Und so wollen wir auch dieses Jahr durch unseren Festzug wieder dazu beitragen, dass alte Lambrechter Begebenheiten, Sitten und Gebräuche nicht in das Meer der Vergessenheit hinabsinken. Es soll vor den Augen des Zuschauers ein Bild von "Alt-Lambrecht" entrollt werden, die Begebenheiten vom Jahre 1553-1865 umfassend."

    Abb. Foto Gruppe mit Fahnen

    Bildunterschrift: Diese Bildpostkarte ist auf ihrer Rückseite mit Sommertags-Umzug beschriftet und mit der Datumangabe "um 1900" versehen

    Die Geschichte des Lambrechter Geißbocks, von ihm als Kuriosität betrachtet, führt Häge in seiner Veröffentlichung in die "graue Vorzeit" zurück, die er erstmals im Jahr 1534 zu fassen bekommt. Seitdem die alte Forderung, nach der der historische Tributbock vor Sonnenaufgang in Deidesheim zu übergeben war, nicht mehr gilt, dürfe er "seine Pfingstpromenade bei den Vätern der Stadt (Anm.: Deidesheim) auch nach Sonnenaufgang feiern, wenn nur der Führer das Zeugnis des königlichen Bezirkstierarztes über die zutreffenden Vertragseigenschaften des seltsamen Gastes überreichen kann." - Das ist neben der Erwähnung von Ausflugszielen wie Dicker Stein, Kaisergarten und Breite Loog so ziemlich alles, was aus seiner Sicht in den uns überlieferten beiden ersten (die weiteren sind verloren gegangen) Zeitungsseiten über Fremdenverkehr im weitesten Sinne in der von Industrie gekennzeichneten Stadt Lambrecht zu berichten war. Allerdings - und dies als letztes Wort zu der Zeitungsserie von Häge - liegt, nachdem darin auch jegliche Hinweise auf die 1932 längst vollzogene touristische Erschließung des Elmsteiner Tales und die dort sowie in Lindenberg einladenden "Kurhäuser" fehlt, der Gedanke nahe, dass jener Lambrechter Lehrer bei Abfassung seiner schwärmerischen Schilderung im Metier Fremdenverkehr nicht unbedingt praktisch bewandert oder gar ambitioniert war.

    Schauspieltradition und Verkehrsverein

    In der 1978 erschienen Lambrechter Chronik steht geschrieben: "Mit der Förderung des Fremdenverkehrs ist die Erhaltung der Volksbräuche eines der hervorragendsten Ziele des Lambrechter Verkehrsvereins. "

    Dieser Verpflichtung gegenüber ihrer Rechtsbrauchtümer haben sich die Lambrechter eingedenk ihres besonders reichhaltigen Fundus historischer Begebenheiten eigentlich seit altersher verschrieben, lange, bevor sich 1907 die ‘Gesellschaft Frohsinn’, die das Interesse der Bevölkerung an der Erhaltung des Brauchtums fördern wollte, formiert hatte. An der Umsetzung dieser publikumswirksamen Ereignisse zu sich in den Ladenkassen niederschlagenden Umsatzsteigerungen des örtlichen Gewerbes, der Gastronomie, der Zimmervermieter und der weit überwiegend in den Fabriken erwerbstätigen Bürgerschaft scheint es indessen meist gehapert zu haben.

    Dabei sind die in Lambrecht gepflegten Traditionen von ungewöhnlicher historischer Tiefe. Aus einer ernsten Auseinandersetzung im Jahr 1753 war ein Versöhnungsfest der St. Lambrechter und Grevenhausener hervorgegangen, und bis 1870 hielten die Lambrechter Tuchmacher die Erinnerung an jenen Kleinkrieg mit Festzügen wach. 1912 hat sich aus der damalis schon einige Zeit bestehenden Gesellschaft Frohsinn und weiterer örtlichen Vereine das ‘Comité für Veranstaltung des historischen Sommertagszugs in Lambrecht’ gebildet. Es ist nicht schwarz auf weiß dokumentiert. Aber alles deutet darauf hin, dass nach überstandener Kriegs- und Notzeit dieses Komitee 1926 vom ‘Comité zur Erhaltung historischer Feste" und 1928 vom Verkehrsverein abgelöst worden ist.

    Damit ist die Vorgeschichte der Bemühungen um den Fremdenverkehr skizziert, die vor 75 Jahren zur Gründung des Verkehrsvereins geführt haben. Aus allem, was wir wissen, war dem Verein als Mittel zum Zweck die meiste Zeit über hauptsächlich an der Pflege des örtlichen Brauchtums gelegen. Investive Maßnahmen für den Fremdenverkehr haben - vom Schwimmbadbau und vom Aussichtsturm auf dem Dicken Stein einmal abgesehen, die nach 1933 als notstandsarbeiten entstanden sind - weder der Verkehrsverein (womit auch?) noch die Stadt durchgeführt.

    Zeitgleich mit der Gründung des Verkehrsvereins hat die Stadtverwaltung zur Erhöhung ihres Bekanntheitsgrads ab 1928 einfließend das Attribut "Tuchmacherstadt" verwendet (und es später mit Stadtratsbeschluss auch formell als "werbende Bezeichnung" erwirkt). Dies geschah am 3. August 1951 mit der Begründung, dass zwei Drittel der arbeitsfähigen Personen direkt oder indirekt in der Tuchindustrie beschäftigt seien und die Stadt zudem seit 75 Jahren Sitz der Staatlichen Höheren Fachschule für Textilindustrie sei.

    Wo es um Fremdenverkehr geht, war diese 1972 stillgelegte Schule in der Tat ein Aktivposten gewesen. Denn viele private Zimmervermieter verdienten sich mit der zeitlich befristeten Bereitstellung von Wohnraum an "einen Webschüler" ein kalkulierbares Zubrot. Und die Gaststätten zogen durchaus ebenfalls ihren Nutzen.

    75 Jahre Verkehrsverein in drei Epochen unterteilt

    In all seinen Jahren waren und sind die Aktivitäten immer so intensiv, wie die führenden Köpfe des Vereins, allen voran natürlich seine jeweiligen Vorsitzenden, motorisch, heimatverbunden und motiviert waren. Er ist seit langem gut geführt, in sich gefestigt und befindet sich auch wirtschaftlich in einer vorzüglichen Situation. Gerade im vergangenen Jahr erst hat er von der Stadt Lambrecht das Gebäude der ehemaligen Altenwohnküche käuflich erwerben und mit erheblichen handwerklichen Eigenleistungen zu seinem Vereinsheim mit Aufenthaltsraum und Materiallager umgestalten können. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt ist ihm versagt.

    Diese Aktivitäten lassen sich in drei Zeitabschnite unterteilen:

    In die vor dem Ersten Weltkrieg einsetzenden Frühformen, mit denen Belange der ortstypischen Tuchmacherei und des historischen Lambrechter Geißbocks thematisiert worden waren. Sie gliedern sich auf in die Vorzeit der 1907 gegründeten Gesellschaft Frohsinn, lassen sich aber von da an und daraus hervorgehende Sammelbewegung in kontinuierlicher Reihe fortsetzen: 1912 Comitée für Vernstaltung des historischen Sommertagszugs in Lambrecht, 1926 Comité zur Erhaltung historischer Feste, 1928 Verkehrsverein.
    
    Darauf fußend die maßgeblich von dem Lambrechter Autor Karl Rauch geprägte Zeit zwischen 1926 und 1932, in der, was den unmittelbaren Ortsbezug betrifft, das ebenfalls auf der Tuchmachertradition fußende Sommertagsgeschehen in Szene ging. Die ältere Geschichte des Lambrechter Geißbocks ist von ihm zwar für die Deidesheimer Bühne verwertet, auf Lambrecht bezogen aber eher nur noch am Rande mitbehandelt worden.
    
    Und zum Dritten die ab 1933 einsetzende Inszenierung des auf Nutzungsberechtigungen im Deidesheimer Hinterwald beruhenden Geißbockgeschehens unter Einbindung weiterer markanten Stationen der Ortsgeschichte. 

    Dazu hat 1933 in seiner ersten ersten Bearbeitung dieses drittenTeils der Vereinsgeschichte Ernst Schäfer, ein weiterer Autor aus Lambrecht, ein Freilichtfestspiel geschrieben. Es geht seitdem und - mit von Luitpold Seelmann geschriebenen thematischen Erweiterungen - meist im Fünfjahresrhythmus an Pfingsten auch noch jetzt über die Bühne. In dieser dritten Epoche ist ein enges Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung festzustellen, das sich - laut Stadtratsbeschluss vom 28. September 1934 - in der Bereitschaft zum Ankauf des Festplatzes im Beerental manifestiert und - nach dem Zweiten Weltkrieg - bis zur Übernahme von Ausfallbürgschaften für den Fall reicht, falls bei der Großveranstaltung die Kosten einmal nicht eingespielt werden können.

    Aber auch in den zwischen den Freilichtaufführungen liegenden Jahren stehen der Lambrechter Geißbock und das jüngstvermählte ortsansässige Ehepaar am Heimatabend und (seit 1978) bei der Überführung des Geißbocks dorthin immer auch in Lambrecht im Mittelpunkt der Pfingstfeierlichkeiten.

    Das Sommertagsgeschehen ist seitdem hinter dieses auch von anderen Autoren aufbereitete Geißbockthema deutlich zurückgetreten. Es hat nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch wenige, nach 1978 (als Teil eines in der neuen Schulsporthalle ausgerichteten Festspiels) gar keine Versuche zur Wiederbelebung gegeben. Für jene aus Anlass des 575. Geißbocks zusammengestellte Inszenierung waren eine Benediktinerszene von Hans Fell (aus der Soirée zum Stadtjubiläum 1977 stammend), einer Klosterszene mit dem vom Vogt beschlagnahmten Aal sowie die Cordiersche Angelegenheit, beide von Karl Heinz Himmler, ein Ausschnitt aus dem Sommertagsspiel von Karl Rauch, drei Szenen aus dem Geißbockfestspiel und eine Szene aus Schauferts "Ein Kuss zur rechten Zeit" miteinander verwoben.

    Das Schweigen am Sommertag hat viele Gründe: die Unwägbarkeiten des Frühlingswetters am traditionellen Spieltermin, dem Sonntag Lätare, ferner der große Bedarf an Mitwirkenden und kostspieligen Kostümen zum Beispiel. Es beruht vielleicht zum Teil aber auch darauf, dass ihm seit der Schließung der örtlichen Tuchfabriken in den frühen sechziger Jahren der realistische Hintergrund für das Sommertagsspiel abhanden gekommen ist. So ist der Lambrechter Sommertagsbrauch längst auf ein Kinderprogramm ohne das frühere Festspiel reduziert. Gerade als ob es nicht für ein entsprechend umgearbeitetes Sommertagsspiel schon seit 1983 die wetterfeste Bühne des Gemeinschaftshauses gäbe.

    Andererseits hat der Verkehrsverein auch weitere Facetten der Ortsgeschichte, die von den vereinseigenen Autoren Luitpold Seelmann, Karl Heinz Himmler und Gerald Lehmann für die Bühne bearbeitet worden waren, an seinen Heimatabenden in Szene gesetzt.

    Kasten mit den nach dem 2. Weltkrieg an Heimatabenden aufgeführten und in Reserve befindlichen Theaterstücken

    Eine Geißbocklieferung im Jahr 2000 von Luitpold Seelmann

    Der Junker des Erfensteiners von Luitpold Seelmann (Manuskript bei der Stadtverwaltung)

    1978 - Mit Szenen aus 8 verschiedenen Lambrechter Stücken zusammengesetztes Unterhaltungsprogramm

    1979 - Der geklaute Bock von Karl Heinz Himmler

    1985 - Der Geißbock von Lambrecht von Karl Heinz Himmler

    1987 - Der Felsenkönig von Speyerbrunn von Karl Heinz Himmler

    Dieses Stück wurde in Variationen mehrfach (zuletzt 2000) und auch bei anderen Gelegenheiten wiederholt

    1988 - Die Ledderbrick von Gerald Lehmann

    1990 - Die Liebesheinrat von Karl Heinz Himmler

    1999 - Der gehörnte Ehestifter von Gerald Lehmann

    2000 - Mein Gott, was is die Palz so schää! von Karl Heinz Himmler

    2001 - Der Raub der Dominikanerinnen von Gerald Lehmann

    2002 - Zu Gunsten des Festspiels keinen Heimatabend veranstaltet

    In Ermangelung einer durchgängigen Protokollierung des Vereinsgeschehens lässt sich eine Chronik leider nicht in der sonst gewohnten Weise erstellen. Wie schon erwähnt, ist noch nicht einmal die Vereinsgründung dokumentarisch zu belegen. So muss der Gang durch die Geschichte des Verkehrsverein mit Fragmenten, Querbezügen und aus der Erinnerung rekonstruiert werden. Im Übrigen gilt: Wo Zeitzeugen fehlen, helfen oft Zeitungen weiter.

    Österliches Eierpicken

    In den 60-er Jahren hat er überdies auch die Ausrichtung des am frühen Ostermontagmorgen - ursprünglich ab 6 Uhr, seit 1977, weil das Fernsehen Aufnahmen machte und auf dieser Zeitverschiebung bestand, ab 7 Uhr stattfindenden Eierpickens an sich gezogen. Dieser urwüchsige Brauch ist in seiner heutigen Form mit Pokalen, Bewertungskriterien, Pickkönig und Urkunden sowie dem Ausschluss von mitgebrachten "Pick-Eiern" aus einer eher unorganisiert gewesenen Nachbarschaftsmaßnahme eines Stadtviertels hervorgegangen, von der niemand weiß, seit wann es sie überhaupt gibt. Wahrscheinlich reicht sie ins 19. Jahrhundert zurück.

    1962 war - sei es, weil die Initiatoren die Kosten für die Begleitmusik nicht aufbringen wollten, sei es, weil - wie behauptet wurde - der bisherige Eierlieferant ausgefallen war - der Fortbestand des uralten Osterbrauchs ernstlich bedroht. Da sprangen einige Beherzte aus der Boweree und mit ihnen der Spielmannszug in die Bresche. Mehr als hundert Picker kamen, brachten ihre eigenen, wie immer teilweise nach geheimen Rezepten präparierten oder mit Kalkfütterung dickwandig gemachten gefärbten Streitobjekte von zuhause mit, kauften überdies aber auch am Platz selbst noch 500 dazu und bewiesen, dass auch in ihrer Generation der Sinn für das Altüberkommene noch bewahrt geblieben war. Bald darauf trat der Verkehrsverein als Veranstalter auf.

    Er führte 1965 als erste seiner Maßnahmen ein, dass nur noch mit den an den Verkaufsständen erworbenen Eiern gepickt werden durfte, deren Farbe seitdem als strenges Geheimnis gehütet und erst bekannt wird, wenn die Deckel von den Eierschachteln entnommen, die ersten Pick-Eier verkauft sind und das lustige Schalenknacken mit den Klängen der Stadtkapelle der Wettkampf freigegeben ist. Der kommt auf der Suche nach Pickpartnern dann mit den zaghaften ersten Rufen "Ganzes", "Spitz" und "Arsch" schnell in Gang und dauert eine knappe Stunde. Eier mit sieben Zusatzschalen aus gehärtetem Wasserglas kommen seitdem zwar nicht mehr vor, aber ganz zu verbannen ist die Schummelei dann doch nicht, wenn es anschließend beim Frühschoppen ans Auszählen der gewonnenen Eier und die Ermittlung der Gewinner geht.

    Dazu ein Zitat aus DIE RHEINPFALZ vom 23. März 1967 mit der Überschrift Die Schlacht der bunten Eier: "Um 6 Uhr an Ostermontag, zu einer Stunde also, zu der man an diesem Tag wohl nur wenige Frühaufsteher auf den Straßen antrifft, wird sich auf dem Pickplatz in Lambrecht wieder ein bunter Volkshaufen zur lautstarken Schlacht der bunten Ostereier zusammenfinden. Die ersten kommen sicher wieder ohne Krawatte und ungekämmt. Sie wollen keine Minute versäumen diesess surwüchsigen Brauchs, der zu dieser Zeit und an dieser Stelle zwischen den Anwesen Weiland und Fritsche seit Menschengedenken und länger gepflegt wird und der auch in den schlimmen Kriegs- und Nachkriegsjahren nicht totzukriegen war. Der Verkehrsverein, der das Lambrechter Eierpicken ausrichtet, hat alles bereitet, was dazugehört. Musik und Getränke sind bestellt, 1200 Eier zum Preis von 35 Pfennigen das Stück, drei Stück eine Mark, sind eingelagert. Deren Farbe wird übrigens geheim gehalten, damit nicht durch von zu Hause mitgebrachte "Spezialeier" der Kraftakt der harten Eierschalen beeinflusst wird. Man soll’s nicht glauben, auf welche Ideen die Picker früher schon mal kamen, um ihre Eier zu härten! Aber es gibt auch Eier, die die Natur an ihrem spitzen und stumpfen "Ende", der "Spitz" und dem "Arsch" der Lambrechter Pick-Terminologie, mit derartigen Härtegraden versehen hat, dass man damit 20 und mehr andere Eierschalen knacken kann. Wer mit seiner Ausbeute in dieser fröhlichen frühen Ostermontagstunde auf den besten Schnitt kommt, wird anschließend im Wittelsbacher Hof zum Pickkönig gekürt..."

    Die Umstellung des Beginns der Veranstaltung von 6 auf 7 Uhr fiel in die Amtsperiode von Josef Sauer, der Bernd Löffler als erster Vorsitzender gefolgt war. Es hat dafür zwei Gründe gegeben: die in jener Nacht erfolgte Umstellung auf die Sommerzeit und vor allem die forderung des Südwestfunks, der Fernsehaufnahmen vom Eierpicken machen wollte und dazu ausreichende Lichtverhältnisse gebraucht hat. Bei dieser Umstellung ist es seitdem geblieben.

    *

    Lambrecht und der Fremdenverkehr als Wirtschaftsfaktor, wie passte das strukturell und mental zusammen? Die Antwort: Eigentlich nie!

    Das wirtschaftliche Schwergewicht lag immer auf der sich aus handwerklichen Maßstäben entwickelnden Tuchindustie. "Fremde", Ortsfremde, ja die gab es. Als Geschäftsleute, Händler, Lieferanten und Kunden, Reisende und Monteure. Und als Arbeitskräfte in den Fabriken und in den besseren Haushalten. Nicht als Touristen. Nicht in Lambrecht. Dort hatte die auf die aufstrebende Industrie und das Gewerbe in ihrem Sog die Gastronomie über den genannten Kreis von Gästen hinaus wohl noch keinen großen Sinn an auswärtigem Besuch. Das belegt übrigens auch ein von der Gaststätte Phil. Messer (nachm. Schlosser) erhalten gebliebenes Gästebuch aus den Jahren 1905-1916 sehr eindeutig: Geschäftsleute, Handelsreisende, Monteure...

    Insoweit unterschied sich Lambrecht von seinen Nachbarorten Lindenberg und Elmstein, wo es zu jener Zeit schon regelrechte Kurhäuser gegeben hat. Das ist verständlich. Denn die Entwicklung des touristischen Fremdenverkehrs mit Aufenthalt und Übernachtung geht im Pfälzerwald auf die beginnende Wanderbewegung zurück, speziell auch auf den Drang der Ludwigshafener Industriearbeiter nach grünem Wald und frischer Luft. Ihnen arbeitete der Pfälzische Verschönerungsverein zu, der in mehreren Städten und Orten Untergliederungen hatte wie der Drachenfelsclub, der Trifelsverein. Es gab einen Ortsverein dieser Art in Neustadt, 1886 in Elmstein mit der Zweckbestimmung "zur Hebung des Fremdenverkehrs" und wohl auch in Lambrecht (wo sich außer einer beiläufigen Erwähnung davon allerdings keine Spur mehr finden lässt). Es gab um die Wende zum 20. Jahrhunderts Kurhäuser auf dem Johanniskreuz, in Speyerbrunn und den sich in Inseraten als Luftkurorte empfehlenden Dörfern Elmstein und Lindenberg. Auch in Lambrecht entstand 1902 ein "Kurhaus": das vom einstigen Gemeindeförster Jakob Ernst in der Nähe der "Heilquelle" Sauerbrunnen am Anfang des Kleinen Wegs gebaute und von seiner Witwe geführte ehemalige Jägerheim.

    Als Elmstein wurde 1909 mit einer Nebenbahnstrecke an das Eisenbahnnetz angeschlossen war, "schaufelte" der "Kuckuck" alten Zeitungsberichten zufolge, am Himmelfahrtstag 2000 Gäste dorthin. Soviele "Sommerfrischler" hätte die zuvor ab 1884 verkehrende Postkutsche, die 1902 von einem Omnibus abgelöst worden war, nie und nimmer an einem einzigen Tag schaffen können. Und 1921 ist dann im Elmsteiner Ortsteil Harzofen das erste Naturfreundehaus im Pfälzerwald gebaut worden. Da half es nichts, wenn in jener Zeit der Hauptlehrer Karl Kissel in seiner Lambrechter Hymne singen ließ? "Lambrecht ist als Wanderziel eins der schönsten und der besten!" Elmstein hatte ihm diesbezüglich den Rang abgelaufen. Fremdenbetten, ja die gab es. Im Pfälzer Hof sogar "mit elektrischem Licht", wie ein Inserat verspricht.

    Und als potenzielle Dauernutzer erwiesen sich neben den Besuchern der ortsansässigen Betriebe mehr und mehr die Schüler der expandierenden "Höheren Webschule". Nein, was den Fremdenverkehr betrifft, war im Tuchmacherstädtchen die Interessenlage anders als taleinwärts in seiner Umgebung oder am Haardtrand. Die in Lambrecht damit befassten Vorgänger des Verkehrsvereins (und über weite Zeiträume dann auch er selbst) verstanden darunter meist allenfalls die Organisation von Massenveranstaltungen mit kurzzeitiger Verweildauer der auswärtige Teilnehmer. Auf längere konnten sie nicht hoffen, dafür hatten sie nichts zu bieten. Den in Lambrecht Verantwortung Tragenden musste es immer darum gehen, dass die monostruktruierte Industrie Aufträge hatte.

    Ein Indiz dafür ist der Stadtratsbeschluss vom 12. Februar 1935: "Es wird beschlossen, die Fremdenverkehrswerbung auch heuer mit allen Mitteln zu betreiben, insbesondere soll die Saarwerbung in entsprechender Weise aufgezogen werden. Der Vorsitzende gibt weiter bekant, dass in allernächster Zeit der Reichspostreklamestempel mit der Aufschrift ‘Lambrecht, Pfalz, seit dem 15. Jahrhundert bekannte Tuch- und Wollstadt in der Westmark’ erwartet wird. Alle in Lambrecht auslaufende Post wird mit diesem Stempel versehen." - Wollstadt? Ja. Inzwischen hatte sich in den Räumen der eingegangenen Tuchfabrik F. Waltzinger Söhne das Großversandhaus Trifels Wollgesellschaft etabliert, und sein Chef Hermann war bald darauf im Vorstand des Verkehrsvereins.

    Indessen, die Maßnahmen als "halbherzig" zu bewerten, wäre eine Übertreibung. Ein Vierteljahr zuvor hatte sich der Stadtrat für die Anschaffung von künstlerisch gestalteten Wegweisern ausgesprochen, von ähnlicher Art, wie sie im Schwarzwald üblich seien. Was Wunder, der Stadtbürgermeister und Verkehrsvereinsvorsitzende Karl Dietzel war am 14. November 1934 auf der Sitzung des Landesverkehrsverbandes Pfalz gewesen, hatte dort Erkenntnisse gewonnen, wollte sie in Lambrecht nutzbar umgesetzt wissen.

    Trotzdem: die Lambrechter Gaststätten lebten weiterhin und wie schon immer überwiegend von den Einheimischen und ihrem Durst. Einige Brauereien und 31 Wirtschaften sind beispielsweise im Jahr 1880 bezeugt. Originalle Namen waren darunter. Beispiele gefällig? Butzelwirt, Kätzelwirt, Buckelwirt, Polnisch Grenz, Wertschaft zum faulen Mann, Wirtschaft zum Einhorn, zum Fischotter... Damit kam in Lambrecht auf 96 Einwohner - die Frauen und Kinder natürlich mitgerechnet - eine Gaststätte. Verwunderlich? - Einerseits waren die Männer wesentlich trinkfester als heute, hatten keine Promilleprobleme (eher schon mit dem vernachlässigten Eheweib, wenn sie endlich weder nach Hause kamen), sie hatten kein Auto, es gab kein kein Pantoffelkino, keine Getränkezusteller und -markte. In diesen Wirtschaften wurde Politik gemacht. Auf allen Ebenen, von der Familie über die Gemeinde bis zur Ebene des Staates.

    Nicht Wenigen ihrer Wirte begegnet man in der Frühzeit bei einem Streifzug durch die Ortsgeschichte im Bürgermeisteramt oder im Stadtrat. Ihre Gäste arbeiteten zwölf Stunden und mehr am Tag. Aber seine Vesper und das Frühstück machte man in der nächsten Gaststätte. Ihr "blauer Montag" dehnte sich nicht selten bis Mittwoch aus und oft soll, so wird in einem alten Zeitungsausschnitt zurückblickend berichtet, "der Unternehmer seine Leute ins Wirtshaus zur Arbeit gebeten haben. Manchmal gelang ihm dies nach Zahlung einiger Schoppen, manchmal nicht, dann blieb er eben dabei sitzen. Es waren eben alles Freunde und Kameraden. Aber nach diesen Feierstunden wurde wieder aufgeholt und zugegriffen."

    Die Gründung der Vorgängervereine des Verkehrsvereins im ausgehenden 19. Jahrhundert und zur Jahrhundertwende sind durchaus als Versuche zu werten, das mit Tuchmacherei und Geißbock verbundene Brauchtum nicht nur selbstgefällig zum Selbstzweck für das ortseigene Publikum zu pflegen, sondern auch als Mittel zur Stärkung kommunaler Wirtschaftskraft zu nutzen. Genauso wie anderswo auch.

    Bekannt wegen des in Lambrecht eher als lästig empfundenen Geißbocks war Lambrecht auswärts ja schon recht früh. Die Frage war nur, wie sich, wie man so sagt, daraus auch Riemen schneiden lassen, wie man das also zu wirtschaftlichem nutzen verwerten könnten. 1854 hatte Ludwig Schandein sein viel gelesenes Mundartgedicht "De Gesebock vun Lambrecht", um die vorletzte Jahrhundertwende in Ludwigshafen "de Kunnrädel" ein reizvolles Deidesheimer Geißbocklied geschrieben. Von 1867 ist Hippolyt Schaufferts Volksstück "Ein Kuss zur rechten Zeit" erhalten geblieben, das in Lambrecht spielt, damals aber wohl kaum in Lambrecht gespielt worden ist. Ebenfalls schon sehr früh in dieser Betrachtungsreihe hat um die vorletzte Jahrhundertwende ein pfälzischer Auswanderer nach Indiana, Johann Lorenz Rohr mit Namen, drüben das in seiner kompletten Fassung zehnstrophige Geißbockslied "Am Dinschtach nooch Pingschte, gell Gäßbock, do schpringschte..." getextet, Josef Clemens, ein weiterer Auswanderer hat es vertont. In Lambrecht werden Teile davon noch heute gesungen.

    Viele weitere Ton- und Textdichter, die sich mit diesem originellen Stoff aus der Heimat befasst haben, sollten bis in unsere Zeit folgen. Unter ihren Erzeugnissen sind auch die Operette "Pfälzer Musikanten" aus dem Jahr 1956, in deren Libretto von Kurt Neuffert, Heidelberg, das Wandermusikantenleben und der Lambrechter Geißbock miteinander verwoben sind. und Heinz Lorenz-Lambrechts Schauspiel "Der Kurfürst führt den Bock" aus dem gleichen Zeitraum. Weshalb sollte man dieses Potenzial und den daraus zu erlösenden Nutzen alleine den Deidesheimer Geißbockspartnern belassen? Dorthin strömten die Leute. Bevor da Neid bekam, sollte man selber etwas tun.

    Im Talpost-Verlag bei Edel hängt unter Glas eine aus vier Fotos bestehende Montage. Sie ist überschrieben mit "Der Gesellschaft ‘Frohsinn’ Lambrecht gewidmet von ihrem Vorstand Adolf Edel" und stellt - laut der folgenden Beschriftung eine "Gedenktafel zur 500-jährigen Feier der Ablieferung des historischen Geißbocks von St. Lambrecht an die Gemeinde Deidesheim" dar. Adolf Edel senior war in den ersten zweieinhalb Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein unermütlicher Motivator für Volks- und Brauchtum und ein Förderer der Sommertags- und frühen Geißbockfestspiele gewesen und ist 1935 verstorben.

    So ganz nebenbei ist auch diese Gedenktafel wieder ein Beispiel für die ganz unterschiedliche Zählweise der Lambrechter Geißböcke. ( 1904 und 106 ist gleichermaßen der 500., 1909 ist mit einer Ansichtskarte die "503malige Lieferung des Lambrechter Geißbocks an die Stadt Deidesheim" bezeugt und 1929 feierte man den 525. Bock.)

    Die Bilder darauf sind mit "Karnevalfest der Gesellschaft Frohsinn in Lambrecht Fastnacht 1905" überschrieben.

    Auf dem ersten sind kostümiert der erste Bürgermeister von Deidesheim (szenisch dargestellt von Adolf Edel), der zweite Bürgermeister von St. Lambrecht (Jean Weber), der dritte Bürgermeister (Julius Frank) und der von Ludwig Wagner personifizierte jüngste Bürger. Das zweite Bild gibt eine Napoleonszene wider mit Jean Wilhelm in der Rolle des Imperators. Auf dem dritten regiert Prinz Karneval, das vierte zeigt mit dem Hang am Fleischkeller eine große Menge kostümierter Kinder in der Walther-Rathenau-Straße bei einem Fastnachtsumzug.

    Hier also, in der Gesellschaft Frohsinn, könnte (vielleicht gemeinsam mit einem im ausgehenden 19. Jahrhundert ebenfalls bezeugten Verschönerungsverein) die älteste Wurzel des heutigen Verkehrsvereins liegen.

    Die Gesellschaft Frohsinn mag seinerzeit sogar schon eine ganze Weile bestanden haben. Denn sie hatte nachweislich der Eintragungen 1905 schon zwei Ehrenmitglieder: Karl März und Josef Scheen. Beide waren - bezeichnender Weise? - Wirte. Als Vorstand wird dort der 1899 aus dem schwäbischen Saulgau nach Lambrecht zugezogene Buchdrucker und Zeitungsverleger Adolf Edel genannt, als Schriftführer Hermann Schlosser, als Kassier Heinrich Ehrhardt, als Bibliothekare H. Denninger und Julius Frank, als Beisitzer Max Neu und Georg Häckel. Vereinsdiener war Jakob Detscher. Insgesamt sind 36 Männer als Mitglieder aufgeführt, unter ihnen - um ein paar weitere Alt-Lambrechter Namen zu nennen - Dr. John, Josef Brenk, Heinrich Karch, Sebastian Knoll, Karl Kumpf, Simon Wekenmann, Hugo Schübelin, Heinrich Ruff, vier Namensträger Wilhelm. Wie weiter von zum Ausdruck kam, hat sich die Zusammensetzung in den folgenden zwei Jahren geändert.

    Mehr als nur ein Zeitzeuge für die Vorzeit des Verkehrsvereins ist der 1887 geborene Karl Rauch, der Texter des Sommertagfestspiels.

    Sein Stück wurde abschnittsweise an verschiedenen Plätzen der Stadt im Freien aufgeführt. Davon sind verschiedene - sie sind nicht alle datiert - Rollenhefte in meinem Besitz. Eines ist 1927 vom Vorsitzenden Adolf Edel herausgegeben und dem "Ausschuss zur Erhaltung historischer Feste" gewidmet. Dies ist ein erstes Beispiel von Kontinuität, von der ich gesprochen habe. Rauch stellt darin dem Textteil einen authentischen Rückblick auf diesen Teil des Lambrechter Brauchtums voraus und überliefert in dieser zugleich als Festschrift dienenden Broschüre auch die Namen der Komiteemitglieder: Johann Bachmann (Lehrer), Julius Baumgarten, Heinrich Becker, Adolf Edel, Julius Frank, Ludwig Fuchs, Georg Häckel, Heinrich Karch, Otto Mergenthaler, Hans Walter und er selbst. Ein Vorsitzender ist nicht benannt. Der eine oder andere uns schon Bekannte ist darunter. Wieder lauter Männer, wie wir sehen. Die Zeit, dass auch Frauen sich offen um öffentliche Angelegenheiten kümmern konnten, war noch lange nicht reif.

    So ganz, wie man es in der Nachbetrachtung empfindet und wie es weiter vorn zum Ausdruck kommt, hatte der Geißbock hatte als Motor der Lambrechter Brauchtümer bei Karl Rauch wohl doch nicht ausgedient. Auf der hinteren Umschlagseite der Festschrift des Jahres 1926 zum Sommertagsspiel wird im Rahmen der "historischen Festspiele in Lambrecht" großdimensioniert für das Pfingstfestspiel auf Freilichtbühne am Pfingstmontag geworben. Titel des Spiels: Der Gaißbock von Lambrecht. Verfasser: Karl Rauch. Ob und wann der "Gaisbock" in jenen knüppelharten jahren in Szene ging ist nicht nachvollziehbar, auch findet sich davon leider kein Text.

    In der Rückblende ist Karl Rauch, dem Weber im Hauptberuf, aber doch hauptsächlich das die alte Tuchmacherei aufarbeitende Sommertagsgeschehen zuzuschreiben..

    Aus den Textbuch-Ausgaben für die Sonntage Lätare am 14. März 1926 und am 27. März 1927 zitieren wir: "Zur Erinnerung an jene Begebenheit (Anm.: der Streit um die Trockenwiesen im Jahr 1753) wurde das sogenannte Sommertagsfest von der Lambrechter Tuchmacherzunft der ganzen Lambrechter und Grevenhausener Bevölkerung alljährlich feierlich begangen. Gar manche Bräuche, welche an die geschilderte Begebenheit erinnern sollten, wurden nach und nach abgeschwächt, mit allem möglichen Beiwerk vermischt, dabei aber immer wieder der Sinn an die eigentliche Sonnwendfeier germanischen Ursprungs beibehalten. Viele Orte innerhalb und außerhalb der Pfalz haben zweifellos manchen Sommertagsbrauch von den alten Lambrechtern übernommen und bei den eigenen örtlichen Sommertagsfeiern in Anwendung gebracht. In Lambrecht selber wurde der Brauch mehr und mehr abgeschwächt, sodass oft jahrelang überhaupt keine Sommertagsfeier mehr stattfand, vielweniger der historischen Tatsachen, die mit dem Sommertag hier zusammenhängen, gedacht.

    Im Jahre 1912 hat sich in Lambrecht ein Ausschuss gebildet, der sich die Aufgabe stellen wollte, das alte Volksfest des Sommertags wieder neu aufleben zu lassen und evtl. die anderen Historien von Altlambrecht ans Licht zu ziehen zur Belebung." Jene Sitzung hat am Montag, 16. März 1912 im Nebenzimmer bei Hütchen stattgefunden und war zahlreich besucht, heißt es in einem damaligen Protokollauszug. Dabei ging es darum, zum "in Lambrecht alljährlich stattfindenden Sommertags-Festzug" auch noch, wie in anderen Orten üblich, ein Beiprogramm auf die Beine zu stellen. Die Aussprache führte zu der Absicht, das bedeutsame Fest künftig unter Mitwirkung verschiedener örtlicher Vereine zu organisieren. Sie stellten zur Bildung eines "Comitées für Erhaltung und Weiterausbauung des historischen Sommertag-Festzuges" je zwei Mitglieder ab und behielten sich die spätere Erweiterung des Gremiums vor. Finanziert sollte das Sommertagsgeschehen durch Spenden der Einwohner, Stiftungen einiger Vereine und durch den Verkauf von Schleifen werden. Überschüsse wollte man für das Folgejahr verzinslich anlegen. Dann schritt man zur Wahl. Ludwig Fuchs wurde Vorsitzender des Comitees, Adolf Edel Schriftfüher, Otto Mergenthaler Rechner. Als Vertreter des Turnvereins waren Carl Annweiler und Heinrich Becker mit im Comitée, für den "Frohsinn" Josef Brenk und Adolf Edel, für den Verschönerungsverein Theodor Schellbach und August Sauerbrunn, für den Pfälzerwald-Verein Hans Seiberth und Georg Häckel, für den Gewerbeverein Carl Theiss und Jacob Henz und für den Hausbesitzerverein August Fuchs und G. W. Cörper. Und außerdem Karl Rauch. Er wurde mit der Kostümbeschaffung, Hans Seiberth mit dem Anfertigen der Schleifen beauftragt. Für die Musik fürs Wecken und den Umzug hatte man die Wahl zwischen den Kapellen Maasch und Rottmann, jeweils mit mindestens zehn Mann und zwei Tambours besetzt. Rauch kündigte in dieser Sitzung an, dass er ein Theaterstück in Arbeit habe, das bis zum kommenden Jahr aufführbereit sei.

    Bei Karl Rauch selbst liest sich das 1927 so: "So wurde dann im Jahre 1912 erstmals wieder der Sommertag begangen, aber in ganz einfachem Stile. 1913 wurde zum erstenmale an der Apotheke die Streitszene zwischen Grävenhausen und St. Lambrecht durch einen Text belegt, den ich seinerzeit in drei Tagen auf Anregung des Herrn Dr. John, eines Kenners der Lambrechter Geschichte, in Gedichtform niederschrieb.Es konnte mich persönlich die Aufmachung des Sommertages in Anbetracht des für St. Lambrecht zugrunde liegenden Stoffes einfach nicht befriedigen. Daraufhin versuchte ich, für das Jahr 1914 ein Sommertagsstück zu schreiben, das dann, nach dem Streitobjekt ‘Der Raafacker’ betitelt, auch zum ersten Male aufgeführt wurde."

    Das Comitée hatte sich bald nach seiner Gründung in "Comité zur Erhaltung historischer Feste" umbenannt. Auch dabei ist wieder die Handschrift von Karl Rauch zu unterstellen. Die Festfolge ist mit einem Feuerwerk vom Sommerberg aus und mit mehreren historischen Gruppen noch erweitert worden. Der aus fünf Akten bestehende "Raafacker" ist 1914 nach dem Festumzug im Pfälzer Hof uraufgeführt worden. Dazu hatte Kommerzienrat Carl Marx (der Erbauer des jetzigen Jagdturms) ein Festgedicht mit dem Titel "Hart und grob, so war der Winter" verfasst, das heute noch am Sommertag in Lambrecht gesungen wird.

    "Dann kam der Krieg mit seinen unheilvollen Folgen. Trotz aller Umstände aber konnten wir im Jahr 1919 von der französischen Besatzung die Erlaubnis erhalten, wenigstens wieder unser Festspiel (Anm.: Raafacker) im Saale des ‘Pfälzer Hofs’ aufzuführen" heißt es im Originaltext Karl Rauchs weiter, und er fährt fort: " Da aber immer wieder die eigene Unzufriedenheit mit dem Geschaffenen mich nicht zur Ruhe kommen ließ, habe ich den ersten und letzten Teil des genannten Festspieles ‘ Der Raafacker’ einer entsprechenden Umarbeitung und Änderung unterzogen. So konnte das Spiel über die Bretter gehen und sollte laut Niederschrift des ‘Komitees zur Erhaltung historischer Feste’ in Lambrecht alljährlich am Sonntag Lätare aufgeführt werden.

    Leider blieb in den nächsten Jahren jede Initiative zur Weiteraufführung des Sommertagsfestes aus und selbst das seinerzeit unter der eigentlichen Zweckbestimmung, historische Feste in Lambrecht zu erhalten, gegründete Komitee hatte sein Ziel scheinbar aufgegeben oder wenigstens vergessen. Politische Stürme, Besatzung, Passiver Widerstand und Separatistenunruhen verhinderten auch manchmal ein Aufgreifen der alten Idee."

    In der Tat schweigt bis zum 11. und 12. Dezember 1921, als zur Auflösung des Comitées eingeladen worden war, auch das erwähnte Protokollbuch. Noch in jenem Sommer war das Comitée im Umzug durch die Stadt aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Gesangvereins 1846 vertreten gewesen. Der Auflösungsbeschluss enthält den Hinweis auf einen mit dem ehemaligen Turnverein 1860 geschlossenen Vertrag. Diesem Text zufolge wurde, weil der Turnverein das Sommertagsfest seit Jahren bestens unterstützt habe, ihm der gesamte Kassenrestbestand in Höhe von 827,20 Mark geschenkt. Dies allerdings mit der Maßgabe, dass dem Comitée zu seinen Veranstaltungen jederzeit die Turnhalle (am Graben, in den 60-er Jahren abgerissen) kostenlos zu überlassen sei (wobei freilich die Bewirtschaftung dem TV vorbehalten blieb). Dazu ist es nicht mehr gekommen.

    Die Aufgaben des Comitées übernahm proforma zunächst die Stadt, dann der Verkehrsverein, der damals aber noch nicht so recht in die Gänge gekommen zu sein scheint.

    Das alles beherrschende Datum jener schlimmen Zeit, auf die wir hier zurückblicken, ist das Jahr 1923 mit Mega-Inflation, und Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsflaute, sozialen Verwerfungen, politischen Unruhen, lauter Plagen von fast biblischer Dimension. Erst nachdem ab dem 30. März 1924 nicht mehr mit wertlosen Scheinen, sondern in der harten Währung Gold- oder Rentenmark bezahlt wurde, ging es im Reich, in der französisch besetzten Pfalz, in Lambrecht wieder aufwärts.

    Danach geht es weiter bei Karl Rauch: "Nun ist das Jahr 1926 gekommen. Nach fast siebenjähriger Ruhe rührt sich das alte Komitee wieder und ruft erneut zur Wiederbelebung des Sommertagsfestes im alten Sinne. Wie stark der Gedanke zündete, zeigt die Einmütigkeit, mit welcher unter allen Richtungen der Parteien und Konfessionen in Lambrecht zur Verwirklichung des Festes mitgearbeitet wird..." Zur Feier zur 950-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1927 haben dann nahezu 300 kostümierte Mitwirkende des Festspiels beigetragen. Es soll - wer wird sie gezählt haben? aber die Presse berichtete es - von 7000-8000 Zuschauern besucht gewesen sein. Das wohl war der Humus, aus dem 1928 der Verkehrsverein erwuchs, dessen erste Aufgabe die Wiederaufführung des Sommertagsspiels an den verschiedenen historischen Stätten der Stadt war.

    Ob in diesen Zusammenhang die Gründung des Verkehrsvereins zu stellen ist? Es scheint so. Aber es bleibt auch einzuschränken: Der Gründungsvorgang ist in Ermangelung des darüber ganz bestimmt angefertigten Protokolls oder sonstiger Dokumentation nicht exakt zu datieren.

    Aus Karl Rauchs Leben

    Als Karl Rauch im Februar 1912 dieses Vorwort abfasste wohnte er nicht mehr in seinem Heimatort, sondern in Ludwigshafen. Er war 1887 in Lambrecht als Sohn eines gleichnamigen "Adventsmetzgers und Handelsmanns" geboren worden. Er erlernte bei der ortsansässigen Tuchfabrik den Beruf des Webers, schloss sich mit 16 Jahren dem Cäcilienverein an, wurde als Hochbegabter vom katholischen Ortsgeistlichen gefördert, schrieb auch für den Cäciienverein schon mindestens ein Bühnenstück, komponierte für die Lindenberger Wallfahrt ein Cyriakuslied, leitete von 1935-39 den Chor des Cäcilienvereins, gründete 1935 einen umfangreichen Kinderchor und bildete den Nachwuchs in seiner Wohnung aus. Musikalisch nur, nicht etwa politisch und subversiv. Das ergab 1936 eine auf Misstrauen beruhende polizeiliche Untersuchung, die ihn aber dennoch nicht vor der Einstufung als dem politischen Zentrum nahestehend und damit für die damaligen Machthaber als politisch unzuverlässig bewahrte.

    1911 hatte er Anna Drescher aus Freinsheim geehelicht. Der Ehe sind sieben Kinder und ein Pseudonym entsprungen. Manche seiner vermehrt ab 1932 entstandenen Bühnenstücke, Noveletten und sonstigen Zeitungsveröffentlichungen sind dann mit Rauchdrescher signiert. In Speyer ist er im Sanitätsdienst ausgebildet, 1915 zum Militär eingezogen worden. 1924 ist er nach Ludwigshafen verzogen, wo er als Arbeitersekretär beschäftigt ist. Nach 1926 wohnte die Familie zeitweilig in Deidesheim, wo er ebenfalls literarisch und - mit dem Deideshemer Geißbockfestspiel - auch weder für das Geschichtsbewusstsein und das Brauchtum wirkt. Schließlich ist die Großfamilie Rauch nach Lambrecht zurückgekehrt, wo Karl wieder in seinem erlernten Beruf und an alter Wirkungsstätte als Weber arbeitete.

    Im Zweiten Weltkrieg wirkte der mit einer hohen militärischen Auszeichnung dekorierte Feldwebel und Veteran des Ersten lange als Rotkreuz-Sanitäter in Neustadt mit. 1944 aber wurde als älterer Jahrgang und kinderreicher Vater auch er noch eingezogen. Im Februar 1945 ist er einer an der Ostfront erlittenen schweren Verwundung erlegen. Zu seinen in Vergessenheit geratenen Theaterstücken zählt vor allem "Ludwig der Bayer", in dem er selbst die Hauptrolle spielte, sowie "Genoveva", "die pälzisch Kolonie in Amerika" und "die beiden Spione". Auch mit der Geschichte des Lambrechter Geißbocks hat er sich mit mehreren Veröffentlichungen befasst.

    Zu seinem ehrenden Gedenken trägt eine nach dem Krieg an der Lambrechter Ostgrenze entstandene Siedlung seinen Namen. Der "Raafacker" ist, vor 600 Zuschauern, wie zu lesen ist, letztmals 1954, das Sommertagsspiel in einer Überarbeitung von Günter Lauer im Jubiläumsjahr 1977, in einer Kurzfassung bei der Soirée und einer Sonntagnachmittagssendung im Rundfunk zur gleichzeitigen Tausendjahrfeier und nochmals im Jahr darauf als Teil eines von Karl Heinz Himmler inszenierten Festprogramms zur Feier des 575. Geißbocks aufgeführt worden.

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    Der Verkehrsverein in seiner zweiten Phase

    Am 19. Juli 1932 ist der Verkehrsverein in der Weinstube Collofong wieder gegründet worden. Zu seinem ersten Vorsitzende wurde der zweieinhalb Jahre zuvor in den Ruhestand gewechselte Berufsbürgermeister Hans Seiberth gewählt. Otto Mergenthaler, ein aus Comburg im Schwäbischen zugezogener 44-jähriger Tuchgroßhändler, wurde sein Stellvertreter und außerdem auch Geschäfts- und erster Schriftführer. Heinrich Detscher wurde zum zweiten Schrift- und Protokollführer, Otto Hellmann zum Kassenwart gewählt. Außerdem gehörten jenem Ausschuss noch Adolf Edel (Presse), Otto Becker (Wandern), Karl Schwaderer und Hermann Eberhardt (Gastronomie), Otto Kimmel (Bäcker), Josef Brenk (Gewerbe), Julius Frank (Einwohner) und Dr. Behrens (seit 1931 auf zehn Jahre gewählter hauptamtlicher Bürgermeister, der 1933 gemobbt und suspendiert werden sollte) an.

    Karl Rauch hatte daraufhin bald ausgedient. Im Januar 1934 regte der Verwaltungsrat der Stadt zwar an, das Sommertagsfest wieder zu begehen, wozu der Verkehrsverein bitteschön in nächster Zeit eine Sitzung abhalten und alles Weitere veranlassen solle. Aber dann trat er nicht mehr in Erscheinung. Als er sich 1935 mit einer Eingabe selbst in empfehlende Erinnerung brachte, befand der Verwalungsrat mit Beschluss vom 13. März 1935: "Der Ausschuss lehnt das Angebot des Tuchwebers Karl Rauch wegen Aufführung des Festspiels "Der Raafacker" ab, da genügend anderweitige Veranstaltungen in Lambrecht stattfinden." Gleichzeitig übernahm die Stadt die Hälfte der Kosten für ein Inserat in der Zeitschrift "Deutsche Gemeinschaft" zur Werbung für das Geißbockfest, "um wie im Vorjahr die Fremdenverkehrswerbung mit allen Mitteln zu betreiben". Dazu gehörte 1935 auch ein Postreklamestempel mit der Aufschrift "Lambrecht, weltbekannte Tuch- und Wollstadt in der Westmark", mit der alle auslaufende Post gestempelt wurde.

    Karl Dietzel und die Machtergreifung durch die NSDAP

    Das Jahr 1933 ist - gerade auch in Lambrecht - schicksalhaft verbunden mit der Erinnerung an jahrelange politische Auseinandersetzungen von heute nicht mehr nachvollziehbarer Schärfe, einer extremen Polarisierung der Bevölkerung, wirtschaftlichen Niedergang, seit Jahren anhaltender extremer Erwerbslosigkeit und hungernden Massen, mit absoluter Flaute im städtischen Haushalt. In diesem Jahr überstürzen sich die Ereignisse: Im Reich waren im Januar die Nationalsozialisten an die Macht gekommen. Mit ihrem Gleichschaltungsgesetz vom 31. März eroberten sie die Rathäuser. Der parteilose Dr. Behrens hatte für den 27. April eine Ratssitzung einberufen müssen, die erste nach dem 16. März. Anwesend waren außer ihm die neue Besetzung des Stadtrats mit Friedrich Bayer, Karl Dietzel, Eduard Garske, Friedrich Haas, Georg Köhler, Christian Lambrecht, Karl Lattrell, Ludwig Lutz, Karl Melzer, Theodor Mohrbacher, Reinhard Müller, Konrad Röhrig, Hermann Schlosser, Adam Selinger und Heinrich Weber. Sie wählten mit zehn von 15 (bei fünf ungültigen) Stimmen Karl Dietzel zum zweiten Bürgermeister. Am 9. Mai wurden in der nächstfolgenden Ratssitzung als Nachrücker für Dietzel Karl Beller in den Stadtrat gewählt und die Ausschüsse besetzt.

    Dietzel stellte in jener Sitzung die SPD-Fraktion vor die Wahl: Ob sie sich im Stadtrat als Vertreter der SPD sähen und die Reichspolitik der SPD unterstützen - oder ob sie "die marxistische Idee fallen lassen und sich lediglich als Vertreter der Lambrechter Arbeiterschaft betrachten wollen und bereit sind, an dem Aufbau der nationalen Regierung mitzuwirken". Der Protokollführer mag sorgfältig an dieser gerafften Formulierung gearbeitet haben, bevor er sie mit Feder und Tinte unterschriftsreif zu Papier brachte. Sie musste schließlich am Ende von den Ratsmitgliedern akzeptiert und unterschrieben werden. Von allen? Nicht von allen. Nach kurzer Beratungspause legten Georg Köhler und die von ihm geführte Fraktion, "weil eins gedeichliche Zusammenarbeiten nicht möglich sei", ihre Mandate nieder. Die NSDAP war absoluter Herr im Haus.

    Ihrem ersten Schritt der Bürgermeister-Demontage folgte am 23. Juni 1933 der zweite. Am Tag zuvor war vor dem Rathaus die SA aufmarschiert, hatte seine Entlassung gefordert. ((Und als Konsequenz von bei der Sparkasse ans Licht gekommenen Unterschlagungen gleichzeitig auch den Rücktritt des Sparkassenleiters, der dafür die Verantwortung zu tragen habe.) Was Bürgermeister Dr. Behrens betraf, ihm hielt man vor, dass sich die Stadt keinen Berufsbürgermeister leisten könne und dass dem Hunger auf der einen Seite nicht zu hohe Gehälter auf der anderen Seite gegenüber stehen dürften. Weil es nach dem Text des Sitzungssprotokolls, sonst "in den nächsten Tagen bestimmt zu einer Störung der örtlichen Ruhe und Sicherheit gekommen wäre", wurde Dr. Behrens durch Beschluss beurlaubt. Am 28. August wurde Dietzel zum kommissarischen Bürgermeister bestellt, Georg Weiland, ein Lehrer, zu seinem Stellvertreter. Am 5. Oktober 1933 ist Dietzel einstimmig zum ersten Bürgermeister gewählt worden. Er war zuvor kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Lambrecht gewesen. Jetzt hatte alle Schalthebel in der Hand. Zunächst ehrenamtlich, ab dem 13. März 1935 im Hauptamt. In seinem Dienstverhältnis bei den Stadtwerken galt er für sechs Jahre als beurlaubt. Durch allgemein gültige Verfügung des Pfalzwerbeamts die alle Bürgermeister betraf, hatte Dietzel ab dem 1. Dezember 1933 auch offiziell den Vorsitz im Verkehrsverein inne, in dem er auch vorher schon das Sagen hatte.

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    Es hatte kurz vor dem politischen und, damit einhergehend, personellen Machtwechsel wie auch schon öfter zuvor wieder ernste Bestrebungen gegeben, sich der Pflicht zur jährlichen Geißbocklieferung zu entledigen. Deidesheim widersetzte sich, erwirkte über das Bezirksamt eine gemeinsame Erörterung zur gütlichen Einigung. Die Verwaltungsausschuss gab zu diesem Gespräch am 5. Januar 1933 Bürgermeister Dr. Behrens die Ermächtigung mit auf den Weg, "eine Einigung insofern anzustreben, als die Stadt Deidesheim uns die Kosten, die uns alljährlich durch Kauf und Überbringung des Geißbocks entstehen, zu ersetzen hat". Hätte sich nicht der Geheimrat Marx eingeschaltet und den Kauf des Bockes zwischenfinanziert (mit der Begründung auch, dass sich das dafür verausgabte Geld für Lambrecht viel besser rentiere als andere Ausgaben) - wer weiß!

    Dabei war man doch so auf Außenwerbung bedacht. Auch der Gesangverein 1846 Lambrecht ist damals einggechaltet gewesen. Er hatte am 5. Januar 1933 bei Bayrischen Rundfunk die Zusage erwirkt, dass sein am 19. November bevorstehendes Konzert im Rundfunk übertragen wird. Dazu war es als "Winternothilfekonzert" zu deklarieren und finanziell von der Stadt abzuwickeln. Das hieß, dass der Rundfunk zu den geschätzten Kosten von 440 Mark 380 beisteuerte, ihr Risiko also bei 80 RM lag und alles was darüber hinaus eingenommen wurde, dem Nothilfewerk der Stadt zuzuführen war. Damit war der Verwaltungsrat "wegen der guten Werbewirksamkeit einverstanden. Der Ansager soll jedoch vor Beginn der Übertragung entsprechend auf Lambrecht und seine Erzeugnisse aufmerksam machen".

    Aber zum Wahrzeichen wurde jetzt endgültig der Lambrechter Geißbock. Hans Lambrecht, Stadtarchitekt und Bauherr des Schäfer’schen Bühnenbilds, gab ihm die bis heute verwendete graphische Kontur. Später sollten ihn - in einer gestalterischen Abwandlung von Luitpold Seelmann - auch der TSV für sein Vereinswappen, das daraus hervorgegangene Fasnachtskomitee für seinen Namen und ein Gastwirt für sein Wirtshausschild übernehmen.

    Der Lambrechter Geißbock, zunächst noch vom jüngsten Bürger, dann vom jüngstgetrauten Ehepaar an der Spitze eines "gewaltigen Festzugs" geführt, wurde ab 1933 zum Integrator aufgewertet, hinter dem sich die Bürgerschaft - und sei es nur für ein paar Tage - vereinen sollte. Dazu ließ der Verkehrsverein in der ortsansässigen Druckerei Edel ein umfassendes grün kartoniertes Prospekt drucken, in dem Adolf Edel, der Chef jenen Hauses selbst, unter dem Titel "Das historische Geißbockfest in St. Lambrecht" auf 18 Druckseiten die geschichtlichen Hintergründe darlegte, ein Portrait des aus Lambrecht stammenden Reiseschriftstellers Dr. Kurt Faber unterbrachte, die über 75-jährigen Senioren der Stadt auflistete und sieben Bilder des Geißbockfestspiels wiedergab, davon sechs im Wortlaut, das damals siebte - die Szene mit dem Deidesheimer Stadtrat in Erwartung des Geißbocks - in Kurzbeschreibung. An den Kosten in Höhe von 750 RM hatte sich die Stadt mit 150 Mark beteiligt. Sie war im übrigen damals auch bereit gewesen, den nach dem Verbot der Freien Turnerschaft freigewordenen und zur Zwangsversteigerung anstehenden Sportplatz im Beerental zur Nutzung als Festplatz zu erwerben. In jenen Szenen war das heutige fünfte Bild zwar zweigeteilt (die Landsknechtsszene galt als viertes, der Sprecher des Friedens als eigenständiges fünftes Bild), aber außer den allegorischen Figuren Krieg, Hunger und Pest waren in jener Fassung schon alle Elemente enthalten, die im (von Luitpold Seelmann um zwei Szenen erweiterten) heutigen Festspiel von Ernst Schäfer stammen.

    Bilder Vorder- und Rückseite des Prospekts

    Das Lambrechter Pfingstgeschehen brachte Fremde in die Stadt, war den nach auswärts Verzogenen Anlass zu Verwandtenbesuch, wieder einmal nach Hause zurückzukehren und dort einen oder zwei schöne Tage zu verleben. Und Tagesgäste kamen. Sie ließen Geld da. Nicht in den Gaststätten, nein, das Geschäft aus der Verabreichung von Speisen und Getränken auf dem Festplatz machte mit Hilfe zahlreicher freiwilliger Helfer der Veranstalter. Erst seit 1987 ist mit der Platzbewirtschaftung eigenunternehmerisch das örtliche Gewerbe betraut.

    Am Pfingstsonntag 1933 wurde auf dem waldumsäumten Festplatz ein großer Heimatabend ausgerichtet. Am darauf folgenden Pfingstmontag wurden, so ein Zeitungsbericht, "auf der herrlich gelegenen Waldbühne im Bärental Tausenden von Volksgenossen aus unserem Vaterland" die "Sitten und Gebräuche unserer Väter" vermittelt. Karl Dietzel, der neue Macher, NSDAP-Ortsgruppen- und Verkehrsvereinsvorsitzende hatte, wie er schreibt, "wie alle nationalsozialistischen Bürgermeister" in München den Treueid geleistet, in dem es heißt: "Ich schwöre, dass ich die Sitten und Bräuche der Väter pflegen und hüten werde."

    Der "gewaltige Festzug" wie er in der Nachbetrachtung beschrieben ist, führte zum Festplatz ins Beerental. Dort wurde 1933 an Pfingstmontag im Beerental in Verbindung mit der feierlichen Geißbock-Ablieferung an die Stadt Deidesheim bei schönstem Wetter und vor zahlreichem Publikum ein Waldfest mit Spiel und Tanz gefeiert. Und einem lustigen Spiel um den Geißbock. Ein wesentlicher Aspekt von Fremdenverkehrsmaßnahmen ist natürlich schon immer die Hebung der Wirtschaftskraft gewesen. Alle ab 1933 "von oben", speziell in der Pfalz von Joseph Bürckels Gauleitung organisierten oder geförderten Projekte kamen, sei es die Heranführung von KdF (Kraft durch Freude)-Touristen, die Zwangsübernahme von Weinpatenschaften, die Ausweisung der Touristenstraße Deutsche Weinstraße oder die Errichtung des Deutschen Weintors, zu allererst den Wintern, der Bevölkerung am Hardtrand zugute. inwieweit auch das Industriegebiet Lambrecht daraus Nutzen ziehen konnte, ist zu bezweifeln.

    Aber die von Dietzel initiierten Pfingstfestspiele machten die Stadt als Standort der Tuchmacherei bekannt. Werbewirksam! Denn so konnten und sollten Anzug- und Mantelstoffe aus Lambrecht, wie sie beispielsweise unter dem Begriff Lamberttweed vermarktet wurden, ein Qualitätsbegriff werden. Darauf lag bei der Stadt und dem Verkehrsverein von Anfang an der Schwerpunkt der Erwartungen.

    Der in Lambrecht beheimatet gewesene junge Dramaturg und Schauspieler Ernst Schäfer hatte jene ersten Szenen des heute gebräuchlichen Festspiels "in Eile" geschrieben, sie haben "freudig Aufnahme" gefunden. Am nächsten Morgen stand beim ersten Sonnenstrahl der Bock mit einer großen Schar Begleiter in Alt-Pfälzer Tracht "vor den von Landsknechten bewachten Toren Deidesheims", wo , so wird behauptet, die "hohe Obrigkeit erst aus den Federn geholt werden musste". Es ist hier festzustellen, dass in den Stadtratsprotokollen jener Jahre sich keinerlei Hinweis auf die Geißbockfestspiele finden lässt. Lediglich jährlich 100 RM Zuwendung an den Verkehrsverein sind vermerkt. Also sind die Kosten und das Risiko dafür nicht von der Stadt getragen worden. Von wem sonst? Bleibt nur der Verkehrsverein.

    Der Verkehrsverein nach dem Zweiten Weltkrieg

    Verkehrsverein? Nein danke! Dafür hatte nach dem Zweiten Weltkrieg im Industriestädtchen Lambrecht lange niemand Interesse. Es gab ihn. Vorsitzender war, wie schon in der letzten Vorkriegszeit, einer der beiden Inhaber des Großversandhauses Trifels, Hermann Becker, Schriftführer war der Stadtinspektor Oskar Clade. Aber nur auf dem Papier; nach außen hin ruhte er. Es gab zunächst Wichtigeres: Kriegsschäden waren zu beheben, Existenzen zu gründen, mit der 1948 eingeführten neuen Deutsche-Mark-Währung wirtschaftlich auf die Beine zu kommen.

    Allmählich aber bemühten sich die Stadt mit den alten Amtsinhabern des Verkehrsvereins um seine Wiederbelebung. Außer Hermann Becker und Oskar Cladegab es unter den alten Aktiven auch noch Beckers Bruder Rudolf, Rudi Röhrig, Hanns Lambrecht und Hermann Eberhardt Vertreter aus jener Generation. Ihnen war daran gelegen, Lambrecht draußen im Land positiv bekannt zu machen. Dazu erkannten sie nach wie vor den Geißbock und seine Tradition als geeignetes Mittel zum Zweck.

    Vielleicht hat die am 3. Mai 1950 bei Bürgermeister Georg Köhler eingegangene Einladung der Stadt Deidesheim an ihn, den Stadtrat und an die Vorstandschaft des Verkehrsvereins zur Geißbockversteigerung an Pfingstdienstag nach Deidesheim die Wiederbelebung des Vereinsgeschehens und die Wiederaufführung des Schäferschen Geißbockfestspiels beschleunigt? Wie von Anfang an schwang in Lambrecht ja schon immer die Überlegung mit: Wenn die Stadt schon nicht drum herum kam, nach jedem Pfingstfest Deidesheim ohne Gegenleistung einen Ziegenbock zu schenken, so wollte man doch zumindest auch selbst an dessen Vermarktung ein bisschen partizipieren.

    1951 sollte neben dem üblich gebliebenen Heimatabend das Geißbock-Freilichtfestspiel wieder aufgeführt werden. Als Spielleiter war Alois Stöhr gewonnen worden, ein im Saarland aufgewchsener, in Lambrecht verheirateter und an der einheimischen Schule unterrichtender Lehrer mit politischen Ambitionen. Er ist im darauf folgenden Jahr zum ersten Beigeordneten gewählt worden und bekleidete dann die Aufgabe des Spielleiters und Regisseurs lange Zeit und die des Beigeordneten und Bürgermeisters sogar noch länger.

    Und woher die Spieler nehmen? Dazu war, auch durch kooperative Vermittlung der anderen Vereine, in Hermann Eberhardts Gaststätte Wittelsbacher Hof eingeladen. Der erste Spielkreis fand sich unter der Ägide des Verkehrsvereins zusammen. Zunächst noch beitragsfrei zwar, aber immerhin, der Verein war damit neu belebt. Hermann Becker, sein Bruder und der enge Zirkel kümmerten sich um die Kostüme, machte überm Rhein in der amerikanischen Besatzungszone den Verleih ausfindig, von dem sie noch heute ausgeliehen werden, Rudi Röhrig betrieb unter Einschaltung der Medien bis ins Saarland Werbung und Werbefahrten, Hanns Lambrecht kümmerte sich um die Bühnengestaltung. So organisierten sie, nachdem 1951 ein Überschuss von 500 Mark erwirtschaftet wurde und der von der Stadt bereitgestellte Zuschuss nicht in Anspruch genommen zu werden brauchte, sondern verzinslich angelegt werden konnte, auch für die anfangs in Jahresfolge, dann in Intervallen insszenierten Aufführungen ein nach Tausenden zählendes Publikum.

    Inzwischen war der Vereinsvorsitz auf den neuen Bürgermeister Hermann Schneid übergegangen. Er seit 1951 erster Beigeordneter gewesen und ist am 12. Dezember 1952 in dieses höchste städtische Amt gewählt worden. Bald darauf übernahm er auch den Vorsitz im Verkehrsverein. Seitdem wirken bei der festlichen Gestaltung des Heimatabends und - soweit es wie zuletzt 2002 und 1997 in Szene geht - des Pfingstfestspiels von Ernst Schäfer die Stadt und "ihr" Verkehrsverein als gemeinsame Veranstalter zusammen, wobei das wirtschaftliche Risiko inzwischen bei der Stadt liegt. Sie hat dazu im Jubiläumsjahr 1977 weiter taleinwärts im Wald auch den Festplatz herrichten lassen und damit das Geschehen zehn Minuten weiter talaufwärts verlegt.

    Der bisherige Austragungsort war als ursprünglicher Turnplatz der Freien Turnerschaft nach dem Kriege dem Turn- und Sportverein zugefallen, der ihn in jenen Jahren als Campingplatz verwendete. Die Camper, insbesondere die Dauercamper wehrten sich in zunehmendem Maße gegen die zeitweiligen Platzverweise. Stadtbürgermeisterin Erna Merkel musste diesem Widerstand wohl oder übel Rechnung tragen. Es dauerte nicht mehr lange, dann ist der einstige Turn- und Festplatz ohnedies umgestaltet worden. Denn in den endsiebziger Jahren hat die Stadt jene Liegenschaften der früheren Freien Turnerschaft von dessen Rechtsnachfolger Turn- und Sportverein aufgekauft und teils mit Wohnhäusern bebauen lassen, teils dem Tennis-Club in Erbbaurecht zum Bau von Sportanlagen überlassen.

    Und jetzt?

    Obwol der Verkehrsverein seit der Zeit, in der Stadtbürgermeisterin Erna Merkel zugleich auch erste Vorsitzende des Verkehrsvereins war, einen sehr rührigen Nähkreis an seiner Seite weiß und aus Nachlässen eifrig fürs Laienspiel Brauchbares zu sammeln begann, und obwohl der heutige Vorsitzende Gerald Lehmann deshalb auf einen umfangreichen Fundus an einfachen eigenen Kostümen zurückgreifen kann, und obwohl zuletzt nicht mehr der städtische Bauhof allein, sondern freiwillige Kräfte den Bühnenauf- und -abbau in Eigenleistung übernommen haben, ist das Kostenrisiko gewachsen. Noch 1987 hatten die Pfingstveranstaltungen (Heimatabend und Festspiel) einen Rohgewinn von 3800 DM abgeworfen. Doch eine Kostendeckung für das aufwändige Freilichtspiel war dennoch auch schon damals nicht zu erreichen, weil in diesem Rechenwerk die Leistungen des Bauhofs für die Montage und den Abbau der Bühne nicht enthalten waren.

    In jenem Jahr übten die Stadtbürgermeisterin und der erste Beigeordnete in Personalunion als Doppelspitze auch im Verkehrsverein die Vereinsführung aus, so dass nicht eindeutig zu unterscheiden war, was Sache der Stadt, was Aufgabe des Verkehrsvereins war. Danach hat die Stadt, auch schon aus Gründen der Finanzierung, die aufwändige Organisation und Ausrichtung des Geißbockfestspiels ganz an sich gezogen.

    Das wird aus dem Begleitheft zur Aufführung des Jahres 1997 deutlich. Dort heißt es auf Seite 16 im Kapitel "Umfangreiche Vorarbeiten notwendig": Die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Kultur, Fremdenverkehr und Partnerschaft der Stadt Lambrecht treffen zusammen, um einen Festspielausschuss für das Geißbockspiel 1997 ins Leben zu rufen. Er besteht ausschließlich aus Frauen und Männern, die schon Erfahrungen bei der Orgaisation früherer Festspiele gesammelt haben. Sie werden sich um alle anfallenden Aufgaben kümmern, zu denen auch der Bühnenplan und -aufbau gehören und nicht zuletzt um die erforderlichen Finanzen. (Es wird von vornherein von einer Kostenunterdeckung ausgegangen und schon deshalb Karl-Wilhelm Kress mit der Ausarbeitung eines Marketingkonzepts beauftragt.) Die Spielleitung übernimmt wiederum Günter Lauer; es ist bereits seine fünfte Regie... Bei der Aufgabenverteilung in den unter der Federführung der ersten Beigeordneten Eva Ockenfuß-Boese stehenden Festausschüsse ist für die Organisation zwar Gerald Lehmann mit aufgeführt und im Übrigen noch die eine oder andere Person aus dem Verkehrsverein. Ein Heimatabend wird nicht abgehalten. Der Verkehrsverein als solcher aber tritt nicht in Erscheinung. Das wird fünf Jahre weiter nicht anders sein.

    Auch bei der letzten Aufführung im Jahr 2002 waren trotz günstiger äußerer Bedingungen die Kosten nicht einzuspielen gewesen. Die Zeitungen schätzten zwar an den beiden Tagen 5-6000 Zuschauer. Aber die Zahl erwies sich, wie so oft, weit überzogen. Denn, kein Mensch wollte es glauben, nach der zweiten und letzten Aufführung waren nur etwa 2300 Karten verkauft. Insgesamt. Bei einem Kostenvolumen von ca. 24000 Mark (Talpost vom 12. Dezember 2002)) errechnet sich aus der operativen Abwicklung ein beträchtliches Defizit, das nur durch die Hilfe von umfangreichen Arbeitsdiensten, großzügigem Sponsoring sowie nachträglichen Spendengeldern abgewendet werden konnte. Cui bono - frei nach Cicero: wem nützte es? Vor allem wohl dem Lambrechter Selbstwertgefühl. Denn für das Lob und die Anerkennung, auch für die positive Darstellung in der Öffentlichkeit allein kann sich niemand etwas kaufen, solange es nicht ein Gesamtkonzept gibt, mit dem Verweilgäste zu gewinnen sind. Und, anders als zu Zeiten des Großversandhauses Trifels, die produzierende Industrie profitiert nicht vom Bekanntheitsgrad des Standorts.

    Was die Zahl der Besucher betrifft, gibt es übrigens noch vier Abrechnungen aus früheren Jahren, die die teilweise publizierten "Mondzahlen" widerlegen. Danach waren 1937 3748, 1938 3633, 1982 2762 und 1987 nach vorausgegangenem anhaltenden Regen und tief nassen Festplatz 1941 zahlende Besucher (am Vorabend beim Heimatabend im ausverkauften Gemeinschaftshaus aber weitere 590) zu verzeichnen gewesen.

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    Wie Karl Rauch ist auch Ernst Schäfer nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. Beiden dienen die Benennungen von Wohnsiedlungen zum ehrenden Gedächtnis.

    In einem unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Georg Köhler gefassten diesbezüglichen Verwaltungsratsbeschluss vom 23. Mai 1951 heißt es zu dem Antrag, die neu errichtete Häusergruppe am Schwimmbad als Anerkennung für die schöpferischen Leistungen des im Kriege gefallenen Heimatdichters Ernst-Schäfer-Siedlung zu benennen: Der Verwaltungsausschuss genehmigt diesen Antrag in Würdigung der unvergesslichen Arbeiten des Herrn Schäfer, die unbedingt zur Hebung des Ansehens der Stadt Lambrecht als Fremdenverkehrsgemeinde dienen. Der Antrag wird dem Stadtrat für die nächste Sitzung zur Beschlussfassung zugeleitet." - Dieser Beschluss ist am 29. Juni 1951 erfolgt mit der Anregung, "bei passender Gelegenheit auch unserem vor mehreren Jahren verstorbenen Heimatdichter Karl Rauch eine ähnliche Ehrung zuteil werden zu lassen". So ist man dann bei der Benennung der Karl-Rauch-Siedlung verfahren.

    In die ursprünglich im Stadtratssaal, jetzt im Fenstersaal des Gemeinschaftshauses eingebauten Glasbildern von Erich Schug sind Elemente der Hauptwerke beider Autoren eingearbeitet: Das Pfingstpaar mit dem Geißbock und das gewaltsame Beseitigen der Blockade zu den Trockenwiesen der St. Lambrechter Tuchmacher.

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    .Die Brauchtumgspflege durch Ausgestaltung des auf das Kinderprogramm, also ohne Festspiel, reduzierte Sommertagsgeschehen, das ostermontägliche Eierpicken auf dem Pickplatz am oberen Ende der Wallonenstraße und das Geißbockgeschehen mit der Übergabe des Bockes an das jüngstgetraute Ehepaar pfingstsonntags am Heimatabend sowie deren Begleitung am Pfingstdienstag in einem seit 1977 vom Verkehrsverein organisierten Geißbockmarsch durch den Wald nach Deidesheim, und nicht zuletzt die Mitgestaltung des Geißbockfreilichtfestspiels, wenn und soweit es stattfindet - das alles sind wahrlich Aufgaben die Menge.

    Doch das ist längst nicht alles!

    Um auch in den festspielfreien jahren das Spielerpotenzial beisammen zu halten, brauchen die Laienspieler auch Zwischendurch Beschäftigung. Der Verkehrsverein hat diese Notwendigkeit früh erkannt und jeweils zum Heimatabend eigene Stücke mit heimatbezogenen Handlungen auf die Bühne gebracht, aber auch außerhalb der Pfingstfeiertage unterhaltsame Theaterinszenierungen mit ortsungebundenen Genres aufgeführt. Freilich konnten damit nicht alle immer beschäftigt werden. Welches sonst noch die Gründe waren, dass sich eine zahlenmäßig große Gruppe aus dem alten Spielkreis vom Verkehrsverein losgelöst hat und als eigenständig operierende Gruppe im Programmangebot des Volksbildungswerks auftritt, sei hier dahingestellt. Im Ergebnis gibt es heute zwei voneinander getrennt wirkende örtliche Laienspielgruppen, von denen der Verkehrsverein eine unterhält, sich auch um die Vermittlung heimischer Themen bemüht und seine Einstudierungen für die szenisch-historische Ausgestaltung der Heimatabende nutzt. Bei den gelegentlichen Großveranstaltungen wirken Teilnehmer aus beiden Gruppierungen gemeinsam mit.

    Auch die Brunnenfeste des Verkehrsvereins Lambrecht haben eine auf die endsiebziger Jahre zurück gehende und somit nicht gerade kurze Tradition. Zunächst war damals an eine zentrale Altstadt-Veranstaltung unter Einbeziehung jeweils mehrerer alten Laufbrunnen gedacht gewesen. In einer Zeit übrigens, als die meisten von ihnen abgestellt waren, also gar nicht liefen. Doch dann hat man sich entschieden, statt solchen Großveranstaltungen mit unwägbarem Veranstalterrisiko entschieden, einen Brunnen nach dem anderen herzurichten, herauszuputzen, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen. Und da dank einer in Verbindung mit anderen Erdarbeiten von den Beerentalquellen her auch die nicht an sonstigen Quellen zapfenden Brunnen aus eigener Kraft Quellwasser schütten, sind inzwischen alle Brunnen im Stadtbereich herausgeputzt, benannt und Standort eines entsprechenden Brunnenfests. Es begann beim Kunigundebrunnen, setzte sich 1981 mit dem Klosterbrunnen fort, bezog den Bowereebrunnen ein, 1990 hat der Gradschankbrunnen einen neuen Trog, jetzt der generalüberholte Grevenhausenbrunnen ein neues "Maul" bekommen, ist der neue Geißbockbrunnen auf dem Herzog-Otto-Platz gewürdigt und der in Verbindung mit dem Umbau der Friedrich-Ebert-Brücke entfallene einstige Walkmühlbrunnen mit einem daran erinnernden Denkstein versehen worden, auf dem eine Reproduktion der nach Ende des Zweiten Weltkriegs verloren gegangene bronzene Tafel mit geschichtlichen Daten angebracht ist.

    In diesem Zusammenhang sei auch die Freilegung und Restaurierung des Sauerbrunnens im Beerental erwähnt. Die Vorüberlegungen dazu sind eine aus dem Druck der Nachbarn entstandene Folge der schon erwähnten Herrichtung des Gradschankbrunnens. Aus dieser Initiative entstand aus steuerrechtlichen Gründen 1994 ein Förderverein. Zu dessen Gründung hat der Verkehrsverein Patendienst geleistet, und ihm hat er seitdem auch die ganze Zeit über immer geholfen, soweit es der Unterstützung bedurft hat. Insoweit ergänzen sich beide Vereine im gleichen heimatpflegerischen Feld, in dem sich der Förderverein über den Sauerbrunnen hinaus auch mit sonstigen Maßnahamen in Wald und Flur befasst, gegenseitig freundschaftlich.

    Das gilt, naturgegeben möchte man sagen, auch für die Stadt. Zumal deren Bürgermeister wie so oft in der Geschichte des Vereins auch jetzt wieder dem geschäftsführenden Vorstand angehört.

    Die Stadt hat dem Verein nach dem Krieg immer Räumlichkeiten überlassen, in denen auch seine Requisiten und Materialien untergebracht werden konnten: In einem inzischen abgerissenen Wohnhaus auf dem Kinderspielplatz an der Färberstraße, im ehemaligen Spritzenhaus, im Haus der Vereine und schließlich im Haus der städtischen Alten-Tagesstätte in der Boweree, die er zu seinem behaglichen Domizil umgestaltet und im Jahr 2001 schließlich gekauft hat.

    Der Verkehrsverein hat Sitze und Stimmen im Kerwekomitee und wirkt damit maßgeblich bei der Organisation der Kerwe mit. Er war von Anbeginn Teil der 1975 ins Leben gerufenen Städtepartnerschaft mit dem lothringischen Blainville-sur-l’eau, hat insbesondere dort die Straßenmärkte beschickt. Das war anfangs zweimal im Jahr, später nur noch im Mai gewesen. Inzwischen ist im Zuge einer bedauernswerten allgemeinen Erlahmung der Partnerschaft diese Aufgabe aufgegeben worden. Auf Busreisen brauchen die Mitglieder dennoch nicht zu verzichten. Denn es werden gemeinsam Veranstaltungen auf auswärtigen Freilichtbühnen besucht und Mitte September informative Jahresausflüge durchgeführt.

    Als nächste selbst gestellte Großaufgabe steht ein turmhoher Bildbaum bevor. Ein nicht gerade kleines Modell davon ziert derzeit schon das Vereinsheim. Die nach zwei Seiten wirksame große Ausführung mit ihren jeweils 28 großformatigen Abbildungen aus der Lambrechter Geschichte und aus dem örtlichen Brauchtum soll rechtzeitig zur Feier des 75-jährigen Bestehens des Verkehrsvereins an einem dominanten und publikumswirksamen Standort der Stadt aufgestellt werden.

    Passt der Satzungsauftrag noch in die Zeit?

    Der Verkehrsverein Lambrecht kommt nicht los davon: er verhielt und verhält sich gegenüber seiner vorrangigen Satzungspflicht wie ein Freier, der den Mädchen nur auf Busen, Beine und Po schaut und dabei nicht auf das Ganze sieht. Konkret: Der Verkehrsverein hatte vorrangig nie seine ureigenen Aufgaben - beispielsweise die Schaffung von Urlaubsanreizen und -inhalten, die Vermittlung von Fremdenzimmern und die Werbung um Langzeiturlauber - im Sinn.

    Er konzentrierte seine Kräfte von Anfang an auf den sekundären Bereich: die Pflege von Brauchtum und in direkter Verbindung damit des Laienspiels. Schließlich ist er ja auch zu dem Zweck gegründet und mehrfach wieder belebt worden, um eines der großen Freilichtfestspiele - das Sommertags- oder das Geißbockfestspiel - zu realisieren. Was ist daraus geworden? Das Sommertagsspiel ist passé, das Geißbockfestspiel ist in letzter Zeit von der Stadt durch ihren Fachausschuss für Jugend, Kultur, Fremdenverkehr und Partnerschaft selbst organisiert worden. Obwohl in der Person des Stadtbürgermeisters Michael Stöhr, der zugleich zweiter Vorsitzender des Verkehrsvereins ist, durchaus kooperativ miteinander verzahnt, hat der Verein diesbezüglich zumindest in der Außenwirkung als "verlängerter Arm" der Stadt ausgedient.

    Auch was den - nie erfüllten - primären Satzungsauftrag, Fremdenverkehr im Sinne des Wortes zu betreiben, hat sich seit es die Verbandsgemeindeverwaltung gibt, die Situation völlig geändert. Zwar ist das talweit angestrebte Gesamtkonzept bisher aus politischen Gründen nicht, noch nicht zustande gekommen. Aber trotzdem ist dort für den Fremdenverkehr ein beträchtlicher Haushaltsposten eingestellt, ein Referat eingerichtet, eine halbe Planstelle geschaffen., ein i-Punkt als Anlaufstelle in Vorbereitung. Von der Verbandsgemeindeverwaltung aus wird zentral für den Fremdenverkehr im Tal geworben. Zum Beispiel mit der Schaltung von Anzeigen, mit dem Druck von Prospekten, durch Registrierung und Klassifizierung von Fremdenwohnungen und -zimmern, durch Kooperation im Rahmen des "Dreiklangs" mit Neustadt und Haßloch. Auch die im Jahr 2001 an den Zufahrten in die Verbandsgemeinde aufgestellten Begrüßungsschilder sind - auf Anregung des Standort-Marketings - von der Verbandsgemeindeverwaltung veranlasst. Über den dazu verwendete Slogan "Das Tor zum Pfälzerwald" kann der aus dem Westen Anreisende freilich durchaus seine eigene Meinung haben. Doch der Verkehrverein war um seine Meinung dazu überhaupt nicht gefragt, spielt bei solchen Dingen keine Rolle mehr. Aus alledem verspricht sich die zentrale Kommunalverwaltung zu Recht eine weit höhere Effizienz als sie auf der privaten Ebene der Vereine zu erzielen wäre. Obwohl nicht alle Talgemeinden das Konzept mittragen, sind in den Verwaltungshaushalt für das Jahr 2003 immerhin wieder 53300 Euro eingerückt und im Vermögenshaushalt für ein talübergreifendes Mountainbikingprojekt weitere 7000. Und das bei der stark defizitären Kassenlage auf Pump.

    Was soll da in Lambrecht noch ein Verkehrsverein, ein Verkehrsverein im Sinne des Wortes und seiner am 15. März 1976 gegebenen Satzung (der zudem auch noch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit versagt geblieben ist)? Und zumal sich die ganze Zeit über diejenigen für die Mitarbeit im Verkehrsverein in Lambrecht gar nicht sonderlich zu interessieren scheinen, die aus dem Geldzufluss durch ortsfremde Verweilgäste als erstes profitieren könnten: Der Einzelhandel, die Wirte.

    In Paragraph 1 der Satzung wird - ich selbst war mit dabei gewesen, als sie auf Initiative des Vorsitzenden Jürgen Wode und der Bürgermeisterin Erna Merkel im Gasthaus Bayerischer Hof abgefasst worden ist, der Verein als vom zuständigen Landesverkehrsverband und von der Stadtverwaltung anerkannte örtliche Fremdenverkehrsorganisation beschrieben. Der Verein verstand sich nach dem Satzungswortlaut im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung als Träger der örtlichen Fremdenverkehrsarbeit. (Dieser einvernehmlichen Regelung scheint sich die Stadtverwaltung wohl gar nicht bewusst gewesen zu sein, als sie im November 2000 einseitig und ohne Abstimmung mit dem Verkehrsverein die Selbstverwaltungsaufgabe "Fremdenverkehr" an die Verbandsgemeindeverwaltung übertragen hat.)

    Anachronistisch sind die ersten Sätze des Paragraphen 2. Danach bräuchte man im ganzen Ort kaum noch einen anderen Verein; denn der Verkehrsverein würde - wenn es nach diesem Text ginge - die Aufgabenbereiche so ziemlich aller sonstigen Vereinigungen abdecken: Allgemeine öffentliche Gesundheitspflege, Erhaltung der Arbeitskraft, Jugendpflege, Pflege von Heimatkunde und Heimatliebe, Erschließung heimatlicher Schönheiten, Bauten und Kulturstätten, Pflege des Geistesleben und des gegenseitigen Verständnisses der Völker. Und das alles, um dadurch den Fremdenverkehr zu fördern. Konkretes dazu ist in sieben Punkten aufgelistet: Mithilfe, wo es um den Bau von Wegen, Schutzhütten, Schwimmbädern, Liegewiesen geht und um die Aufstellung von Bänken, um Jugendherbergen, Campingplätze, Unterkunfts- und Sportmöglichkeiten. Dem Verkehrsverein obläge danach die Koordination der Veranstaltungen sämtlicher Lambrechter Vereine, die Pflege internationaler freundschaftlicher Beziehungen, die Betreuung von Gästen, die Vermittlung von Kulturgütern und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Dieser - natürlich aus einer Mustersatzung übernommene - Aufgabenkatalog ist irreal und überfordert den Verein maßlos. Das gilt, rückblickend, auch für die kurze Zeit, in der er sich mit der Beantwortung von Urlaubsanfragen durch den Versand von Werbeblättern ernsthaft, wenn auch ohne den Versuch einer Erfolgskontrolle reichlich unprofessionell darum bemüht hatte.

    Und es gilt ganz besonders, seitdem die Stadt einen Fachausschuss für den Fremdenverkehr eingerichtet hat und der im Fünfjahresturnus das Freilicht-Geißbockfestspiel organisiert und endgültig, seitdem sie im Jahr 2000 die mit Fremdenverkehr zusammenhängenden Aufgaben zentral an die Verbandsgemeinde abgegeben hat. Womit - stillschweigend - der Verkehrsverein von diesen Angelegenheiten entbunden ist.

    Was ihm bleibt, sind die zur Instandhaltung von Laufbrunnen regelmäßig veranstalteten Brunnenfeste, ist die sonstige Brauchtumspflege. Aber diese Maßnahmen - Sommertag in seiner heutigen Form und Eierpicken - tragen sich finanziell nicht. Der Mitgliedsbeitrag ist höchst bescheiden. Seine finanziellen Ressourcen zieht der Verkehrsverein, seitdem er von Gerald Lehmann und seiner Mannschaft geführt wird, aus dem Laienspiel. Nicht aus den gelegentlichen heimatbezogenen Stücken am Heimatabend, sondern aus den thematisch ungebundenen Volksstücken, die er alternierend zu den "Dalböck" einstudiert und aufführt, jener schon genannten Gruppe, die sich dem Volksbildungswerk angeschlossen hat und im gleichen Metier tätig ist. Diese Theateraufführungen haben sich als die Kassenfüller des Verkehrsvereins erwiesen. Allerdings bei den hohen Kosten, insbesondere den Raum- und Energiekosten für das städtische Gemeinschaftshaus als Aufführungsort, nicht schon bei der ersten oder zweiten Vorstellung. Geld verdient der Verein erst ab der dritten oder vierten. Wobei beim Verkehrsverein sämtliche Mitwirken auf und hinter der Bühne ehrenamtlich wirken und mit keinem Cent entschädigt werden. (Was im übrigen durch Verzicht auf Honorar auch für die dem Verein angehörenden heimatlichen Autoren gilt.)

    Sollte der Verkehrsverein deshalb nicht dringend seinen Sinn und Zweck und seine Ziele neu definieren, formulieren und sich aus dem unmittelbaren Fremdenverkehrsmanagement weiterhin heraushalten und auf das konzentrieren, was er zum Wohle und Nutzen der Stadt und ihrer Bürgerschaft ohnedies tut?

    Handverlesene Fundsachen

    Zeitleiste aus der dritten Phase des Verkehrsvereins

    Kopie eines an die Schriftleitung "Pfälzer Tageblatt" gerichteten Briefes des Pfälzischen Verkehrsverbands vom 2.4.59 an die Stadtverwaltung Lambrecht: ...Im Übrigen gibt es im Landkreis Neustadt nicht nur acht amtlich anerkannte Fremdenverkehrsgemeinden, sondern 23. Es sind dies Bad Dürkheim, Deidesheim, Duttweiler, Elmstein, Forst, Freinsheim, Friedelsheim, Gimmeldingen, Haardt, Hambach, Hardenburg, Haßloch, Herxheim/Berg, Kallstadt, Lambrecht, Leistadt, Lindenberg, Mußbach, Neidenfels, Ungstein, Wachenheim, Weidenthal und Weisenheim/Berg.

    Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsrats und de Verkehrsvereinsausschusses vom 29. Mai 1961. Anwesende seitens des Verwaltungsrats: Bürgermeister Schneid, 2. Beigeordnete Hörner (der 1. Beigeordnete Stöhr war wie vier weitere Mitglieder entschuldigt). Anwesende seitens des Verkehrsvereins: Hermann Eberhardt, Oskar Clade, Robert Sauer, Adolf Edel, Rudolf Röhrig. Bei dieser Sitzung legte der Pressereferent des Verkehrsverbandes, Karl Heinz aus Bad Dürkheim, den Entwurf eines Werbeprospektes vor, der denjenigen aus dem Jahr 1935 ersetzen sollte. Beschluss: Nach eingehender Aussprache wurde der Text nur an drei oder vier Stellen geringfügig ergänzt. Der Verwaltungsrat beschließt einstimmig dem Stadtrat die Drucklegung des Prospektes zu empfehlen. Die Kosten werden etwa 6000 DM betragen, wovon die Stadt 4800 DM aufbringen soll...Der Verkehrsverein übernimmt den Restbetrag von etwa 1200 DM.

    DIE RHEINPFALZ 17.3.1965: Geißbockfestspiel am Pfingstmontag in Lambrecht. Neugründung des Verkehrsvereins am 24. März. In einer Besprechung der Lambrechter Vereinsvorsitzendn, die der Obst- und Gartenbauverein zu einer Aussprache in das Hotel Kuckert eingeladen hatte, um die Termine des Jahres abzustimmen, war von dem Beigeordneten Alois Stöhr zu erfahren, dass die Durchführung des diesjährigen Geißbockspiels als gesichert gilt...In diesem Zusammenhang erwähnte Stöhr weiter, dass es zukünftig keinesfalls bei dem fünfjährigen Turnus des Geißbock-Festspiels bleiben müsse. Es liege eine grundlegende Überarbeitung des Stückes von Ernst Schäfer vor - Luitpold Seelmann hat sie unter Einbeziehung historischer Momente verfasst -, die zwischendurch aufgeführt werden könnte. Allgemein herrschte die Auffassung, dass diese und ähnliche Fragen ein aktiver Verkehrsverein wieder in den Griff bekommen sollte. Nach dem Ableben seines ersten Vorsitzenden, Bürgermeister Hermann Schneid, ist der Verkehrsverein nur noch sporadisch in Erscheinung getreten und besteht in seiner praktischen Auswirkung heute nur noch aus dem zweiten Vorsitzenden Hermann Eberhardt. Aus der Gemeinschaft der versammelten Vereinsvorstände kam der Wille für eine baldige Neugründung, die auf einer konstituierenden Generalversammlung am 24. März um 20 Uhr im Gasthaus Eberhardt vollzogen werden soll...

    DIE RHEINPFALZ 6.8.68: ...Der Begriff Heimat wird auch von der Verwurzelung im Altüberkommenen geprägt. Deshalb machen der Verkehrsverein, der in diesem Jahr ein rüstiger Vierziger wurde, und seine Vorgänger sich um die Heimat verdient. Sie suchen in unserer zur Oberflächlichkeit neigenden Zeit das Brauchtum zu bewahren und geben damit zugleich dem Fremdenverkehr wertvolle Impulse, der im Lambrechter Tal mit seinen vielen Wandermöglichkeiten inmitten des großen Naturparks Pfälzerwald zunehmend an Bedeutung gewinnt.

    DIE RHEINPFALZ 6.10.1970: Mit Lambrechter Gastronomie kein Staat zu machen. Kritische Worte des Verkehrsvereinsvorsitzenden Bernhard Löffler bei der Jahreshauptversammlung... Ausgerechnet an Kerwe seien in Lambrecht eine ganze Reihe von Gaststätten geschlossen gewesen. - "Weil kein Hilfs- und Bedienungspersonal zu bekommen war", begründete es Gastwirt-Sprecher Eberhardt für zwei Fälle. Ähnlich misslich ist die Situation auf dem Übernachtungssektor. Viele Privatbetten werden durch die Schüler der Textilingenieurschule ständig belegt und stehen für den Fremdenverkehr dadurch nicht zur Verfügung. Dagegen kann auch der Verkehrsverein nicht viel ausrichten, bekannte Löffler... Vor diesem hintergrund erblicke der Lambrechter Verkehrsverein seine Hauptaufgabe in der Erhaltung des Brauchtums und der Organisation von Heimatspielen. Wenn auch die kleinen Feste - Sommertag und Eierpicken - fast durchweg mit einem finanziellen Minus endeten - das diesjährige Geißbockfestspiel habe einen Überschuss gebracht. - Im weiteren Verlauf des Berichts sprach sich Löffler gegen eine Verkürzung des Fünfjahresrhythmus für das Geißbockspiel aus ("Muten Sie das dem Veranstalter nicht zu!"). Abschließend ist darin das Ergebnis der Neuwahlen überliefert: 1. Vorsitzender Bernd Löffler, 2. Vorsitzender Hans Müller, Schriftführer Hermann Münch, Kassenwart Eckehard Dossenbach, Beisitzer Hans Dieter Müller, Alois Stöhr, Rudi Röhrig, Ernst Scheid, Luitpold Seelmann, Hans Westkemper, Fritz Hoffmann, Volker Edel, Albert-Leo Braun, Kurt Bitsch, Hugo Jung und Josef Stumpf.

    DIE RHEINPFALZ 28.6.1973: Neuwahlen beim Verkehrsverein. Der Verkehrsverein lädt seine Mitglieder und beitragswillige Interessenten für heute abend, 20 Uhr, ins Nebenzimmer des Hotels Kuckert zu einer Generalversammlung ein. Der beherrschende Punkt der Tagessordnung wird die Neuwahl der Vorstandschaft sein. Schon einmal, im Frühjahr, stand diese Entscheidung bevor, als die beiden Vorsitzenden Löffler und Müller ihre Rücktrittsabsichten bekundeten und auch von dem damals krankheitshalber nicht anwesenden Schriftführer Hermann Münch bekannt wurde, dass er sein Amt nicht mehr fortführen werde. Um die seinerzeit bevorstehenden Veranstaltungen - Sommertag, Eierpicken und Heimatabend an Pfingsten - nicht zu gefährden, erklärte sich die Vorstandschaft unter dem Druck der Situation zwar zur befristeten Weiterführung ihrer Arbeit bereit. Dann aber solle nach ihrem erklärten Wunsch eine andere personelle Lösung herbeigeführt werden. (Der personelle Umbruch wurde vollzogen. Löffler engagierte sich daraufhin noch lange als Zweiter Vorsitzender des Musikvereins Stadtkapelle Lambrecht.)

    DIE RHEINPFALZ 21.6.1978: Ein "Geißbockweg" nach Deidesheim? In der Vorstandschaft des Lambrechter Verkehrsvereins waren nach dem Rücktritt des zweiten Vorsitzenden Hans-Jürgen Wagner und der Schriftführerin Ursula Lambrecht jetzt, nach dem Ausscheiden von Walter Morsch als Beisitzer und durch die kommissarische Benennung des vormaligen Beisitzers Wilfried Denig zum zweiten Vorsitzenden Lücken entstanden, die im Bayerischen Hof in einer Mitgliederversammlung durch Ergänzungswahlen zum großen Teil geschlossen wurden. Dabei wurde Wilfried Denig nun auch formell zum zweiten Vorsitzenden gewählt, Jürgen Schreieck und Kurt Lauer wurden zu neuen Beisitzern berufen. Das Amt des Schriftführers will man kommissarisch zu besetzen versuchen... Vorsitzender Fritz Hoffmann hatte als Versammlungsleiter seine liebe Not... Immerhin dürfte sich aus dem Kreis jener Opponenten jetzt eine Gruppe rekrutieren, die den alten Kerwebrauch mit Kerwe-Sträußen und Kerwe-Rede in Lambrecht wieder beleben will... Am Ende der insgesamt konstruktiven Versammlung kamen doch gute Ansätze für künftige Aktivitäten heraus: Für den ersten und zweiten Jui wird ein Parkfest vorbereitet, am 14. Oktober findet aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Vereins eine "kleine familiäre Feier" mit der Ehrung älterer und verdienter Mitglieder statt... Der Gedanke, zwischen Deidesheim und Lambrecht einen "Geißbockweg" einzurichten und zu beleben, soll aufgegriffen, die jährlichen Brunnenfeste erweitert werden. Dies geht auf einen von mehreren Vorschlägen der Ortsbürgermeisterin Erna Merkel zurück...

    DIE RHEINPFALZ 9.10.1979: Verkehrsverein Lambrecht unter bewährter Führung. Beim Verkehrsverein Lambrecht bleibt nach der von 22 der insgesamt 99 Mitglieder abgewickelten Generalversammlung mit Neuwahlen fast alles beim Alten. Die Vorstandschaft mit Fritz Hoffmann als erstem, Wilfried Denig als zweitem Vorsitzenden, mit Gertrud Leidner als Schriftführerin und Reinhold Kelly als Hauptkassierer wurden einstimmig für die nächsten zwei Jahre wieder gewählt. Beisitzer sind Josef Schäfer, Klaus Collofong, Dieter Bauchhenß, Kurt Lauer, Hans Sauer, Arnold Merkel, Klaus-Peter Thiemt und Roland Schaeffer. Als erstes Großereignis hat der alte und neue Vorstand sich vorgenommen, die Fertigstellung der Kuhbrücke nach Abschluss der Bauarbeiten festlich zu begehen. Daneben laufen, wie Beigeordneter Jürgen Wode zu erkennen gab, Bestrebungen zur Wiederaufführung von Pfingstfestspielen im nächsten Jahr und dann regelmäßig alljährlich mit wechselnden volkstümlichen Stücken... Es sei daran gedacht, frühzeitig und auf Dauer zur Entlastung des Verkehrsvereins einen Interessenkreis zu bilden, der beileibe nicht nur aus Spielern bestehe, sondern alle jene Kräfte, die sich für die Technik, die Bewirtschaftung, die Bühnenbilder, die Requisiten und ur Bewältigung aller übrigen Aufgaben engagieren, von Anfang an mit einzubeziehen. Auch sollen die Aufführungen nicht mehr ausschließlich an Pfingstmontag und damit voll den Zufälligkeiten der Witterung ausgessetzt sein, sondern mehrmals wiederholt werden, um auf diese Weise das finanzielle Risiko abzufangen. Es ist nicht daran gedacht, in diesem Jahr eines der traditionellen Lambrechter Stücke aufzuführen. Man geht vielmehr davon aus, dass eine von Luitpld Seelmann verfasste und in der Endbearbeitung befindliche Vision mit dem Arbeitstitel "Eine Geißbocklieferung mit Hindernissen im Jahr 2000" zur Aufführung gelangt... Dass as Verhältnis zwischen Verkehrsverein und Stadt insgesamt gut ist, wurde aus der Tatsache deutlich, dass die Stadt dem Verein die Baracke am Speyerbach beim Spielplatz zur Nutzung zugewiesen hat mit der einzigen Auflage, sie durch pflegliche Behandlung instandzuhalten.

    DIE RHEINPFALZ 23.5.1980: Immer dem Geißbock nach von Lambrecht nach Deidesheim... Zu Fuß - was für den Bock zwar nur bedingt, für seine Begleitung aber umso mehr im Sinne des Wortes zutrifft. Es sind rund 14 Kilometer über die Berge, von denen dder Weiße Stich mit 471 m die höchste Erhebung ist.

    DIE RHEINPFALZ 13.8.1980: Freundschaft ungetrübt,,, Der Auftakt mit Ansprachen des Verkehrsvereinsvorsitzenden Fritz Hoffmann und des Beigeordneten Jürgen Wode, mit einer Rede des Deidesheimer Bürgermeisters Stefan Gillich und mit einer Einführung in die originelle Geschichte des Lambrechter Sommertags durch Karl Heinz Himmler mögen für manche ungeduldige Kinderherzen etwas lang geraten sein... Dennoc standen im Hinblick auf die acht Tage zuvor in Lambrecht aufgenommenen Diskussionen um die Beteiligung oder Nichtbeteiligung der Deidesheimer Geißbock-Vertragspartner am Sommertag zumindest zweierlei Aussagen im Mittelpunkt: dass der Lambrechter Beigeordnete Jürgen Wode von einem "gewissen Irrtum" sprach und der Deidesheimer Bürgermeister davon, dass die über Jahrhunderte gewachsene Freundschaft zwischen den beiden Städten gepflegt werden müsse, auch wenn sie durch falsche Unterstellungen einmal in eine Bewährungsprobe gerate. Der Belastung des Freundschaftsverhältnisses war - wie es ein Beobachter der Szene formulierte - ein regelrechts Hick-Hack um die Frage vorausgegangen, ob die Deidesheimer nach Lambrecht zum Sommertag kommen oder nicht. Sie kamen, obwohl zwischendurch von untergeordneter Stelle eine Absage schon erteilt worden war, mit 30 Personen über den Geißbockweg herüber gewandert.

    DIE RHEINPFALZ 11.11.1981: Initiativen vorwiegend im eigenen Ort. Beim Verkehrsverein Lambrecht beginnt die Endphase der Vorbereitungen zum nächsten Geißbock-Festspiel, das nach fünf Jahren an Pfingstmontag wieder aufgeführt werden soll und wofür auf dem Weinfest in Neustadt sowie auf dem Fest des Federweißen in Landau mit zwei Motivwagen bereits Außenwerbung betrieben worden ist. Wie Verkehrsvereinsvorsitzender Fritz Hoffmann dazu auf der im Klemmhof abgehaltenen Generalversammlung dieses Vereins erklärte, hätten sich schon jetzt 90 Prozent der bisherigen Rollenträger zur Mitwirkung wieder bereiterklärt. Den Rest betrachtet er als Formsache...Ein Ansteigen der Mitgliederzahl ist, darüber war man sich einig, nur zu erreichen, wenn es dem Verein gelingt, mit seinen primären Aufgaben mehr Resonanz bei der Bevölkerung zu finden und den Fremdenverkehr zu beleben. Ein Stoß von Urlaubs- und Kurzurlaubsanfragen geht jährlich beim Verkehrsverein ein. Josef Schäfer beantwortet diese Aufenthaltswünsche mit Rundschreiben und Zimmernachweis. Diese Liste weist für Lambrecht einschließlich der gewerblichen Zimmervermieter sage und schreibe neun Adressen aus... Im gleichen Bericht wird neben der Deidesheimer auch mit einer Blainviller Beteiligung am Sommertag und an Pfingsten berichtet, von der Beschickung des Straßenmarkts im Frühjahr und Herbst in Blainville durch den Verkehrsverein und der Beteiligung am Lambrechter Weihnachtsmarkt. Der Reinerlös aus dem Weihnachtsmarkt ist zuammen mit den Erlösen weiterer Beteiligter Erdbebenopfern in Italien zugute gekommen. An Ostermontag waren bei Minusgraden massenweise Pickeier übrig geblieben, der Heimatabend war außerordentlich schwach besucht. Am 22. und 23. August war am Klosterbrunnen gefeiert, der Brunnen selbst benamt und beschildert worden.

    Protokollauszug aus der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins vom 23.2.1983: Anwesend 33 Mitglieder (davon 8 Neuaufnahmen). Versammlungsleiter bis zum Vollzug der Wahlen: Wilfried Denig als amtierender zweiter Vorsitzender. Er legalisierte die acht Neuaufnahmen. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde mit Abstimmung einstimmig Einverständnis über die Gültigkeit der Versammlung herbeigeführt, achdem die Einladung in Bezug auf Frist und auf Bezeichnung der Versammlung nicht ganz satzungskonform war. Wahlausschuss für die Neuwahlen: Manfred Glaß (Vorsitzender), Arnold Merkel, Gerhard Wekenmann. In durchweg geheimen Wahlgängen wurden gewählt: 1. Vorsitzende Erna Merkel, Ortsbürgermeisterin (18 Stimmen; Gegenkandidat Herbert Staiger 14 Stimmen), 2. Vorsitzender Fritz Hoffmann (17 Stimmen), Schriftführer Karl Heinz Himmler (23 Stimmen bei 10 Enthaltungen), Kassenwartin Käthe Loos (26 Stimmen), Beisitzer (in der Reihenfolge der auf sie entfallenen Stimmen) Dieter Schellbach, Lotte Detscher, Günther Wagener, Axel Arnold, Klaus Collofong, Gerhard Braun und Dieter Jung.

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 21.3.1983: Es hat sich gezeigt, dass der Rühreier-Verkauf am Sommertag auch nicht die erwartet günstige Verwertungsmöglichkeit der morgens gesammelten nahezu 1200 Eier war: Es wurden nur ca. 150 Eier abgesetzt, der Preis deckte dafür die Kosten kaum, und wir haben uns damit selbst unser Servela-Geschäft blockiert. Da Bedenken bestehen, ob die trotz zwischenzeitlicher Spende an die Arbeiterwohlfahrt noch immer vorhandenen großen Mengen bis Ostermontag haltbar sind, wird jetzt der gesamte Rest an die Altenküche verschenkt. Da es ähnliche Verwertungsprobleme in allen Jahren gegeben hat, geht die Tendenz dahin, im nächsten Jahr keine Eier mehr zu sammeln, zumal der traditionelle Sinn - die Verköstigung großer Massen von Mitwirkenden - inzwischen verloren gegangen ist. - So ist es dann geschehen. Eiersammeln zum zur Völlerei entarteten Selbstzweck war ethisch höchst bedenklich. Das wog schwerer als die Intervention des Instituts für pfälzische Geschichte in Kaiserslautern, das darin die Preisgabe eines Heischebrauchs erblickte.

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 7.2.1984: Radiosendung "Auf der Walz durch die Pfalz". Die Vorsitzende Erna Merkel informiert über ein mit Karl Engelkes vom Südwestfunk geführtes Vorgespräch. Die Sendung am Samstag, 18.2.84, 16.05-17 Uhr, wird Lambrecht behandeln. Die Aufnahme findet in öffentlichem Rahmen (Eintritt frei) am Donnerstag, 16.2.84, im Saal des Gemeinschaftshauses statt. Im Programm sind die Stadtkapelle und die Seniorengruppe und eine vorgefertigte Aufnahme aus dem Schaustellermuseum. Weitere Ideen hat Engelkes sich notiert, aber bislang noch keinen Bescheid gegeben. Es ist vorgeschlagen, als Originale Willy Collofong und Josef Braun einzubeziehen, weil sie viel aus der Vergangenheit wissen und gut erzählen können...

    DIE RHEINPFALZ 28.5.1985: Lambrechter Feste. Partnerschaft? Die Betrachtung befasst sich unter dem Gesichtswinkel unterschiedlicher Generationen mit dem Programm des Heimatabends. Es war - versuchsweise - mit Jazz, modernem Gesang und einer jugendlichen Band auf den Geschmack eines jugendlichen Publikums zugeschnitten. Denn: Die Jugend soll das Brauchtum mit bock übernehmen, die Partnerschaft weiterhin wesentlich mitttragen. Nicht mehr als recht, dass man ihr bei den zugehörigen Veranstaltungen etwas bieten will. Dass für die Jugend weder die Jugendband noch die Gruppe... Fehlbesetzungen sein können, haben beide schon oft bewiesen. Wer die Juged begeistern will, muss solche Gruppen spielen lassen. Schade nur, dass Teile des Publikums nicht die notwendige Toleranz aufbrachten, etwas zu akzeptieren, was ihnen nicht gefällt.

    Aus der Niederschrift der Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins vom 6.11.1987: Vorsitzende Erna Merkel freute sich über die Anwesenheit einer größeren Anzahl neuer Mitglieder und wies darauf hin, dass der Verkehrsverein sich künftig in verstärktem Maße der Kulturpflege durch die Ermöglichung von Laienspiel-Einstudierungen und -aufführungen zuwenden wolle. Unter den Veranstaltungen im Berichtszeitraum waren neben den gewohnten Maßnahmen auch Turmkonzerte, ein Tanzturnier und - weil sich ein örtlicher Gesangverein als Ausrichter nicht finden ließ - ein Konzert mit dem BASF-Chor sowie die Beteiligung am Rheinland-Pfalz-Tag in Worms. Zur Einstudierung wurden in Betracht gezogen: Die Ledderbrick, eine Posse von Gerald Lehmann zur Aufführung in Erfenstein und im Ortsteil Iptestal an dessen 50-Jahr-Feier einerseits und "Die Dachserin" in einer Mundart-Bearbeitung von Franz Heller am Heimatabend. Das bevorstehende Turmkonzert war diesmal, anders als zuvor, ohne Chorbeteiligung geplant. Bei den an diesem Abend stattfindenden neuwahlen wurde Erna Merkel als 1. Vorsitzende wiedergewählt, Herbert Staiger wurde zu ihrem Stellvertreter, Karl Heinz Himmler zum Schriftführer und Lotte Detscher zur Kassenwartin berufen. Bodo Boese, Heiner Entzminger, Franaz Heller, Fritz Hoffmann, Dieter Jung, Günter lauer, Gerald Lehmann, Erich Unterfenger und Günther Wagener ergänzten als Beisitzer die Vorstandschaft.

    Protokoll der Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins vom 20.10.1989: Als größten Ausgabeposten nannte Erna Merkel die Anschaffung eines Festzeltes. Die dabei angefallenen Kosten hätten sich durch den Verleih des Zeltes sowie von Garnituren vor allem an die Lambrechter Vereine nahezu amortisiert... Der Wahl der Vorstandsmitglieder ging ein Sondieren der möglichen Zusammensetzung der zukünftigen Vorstandschaft voraus. Sowohl Erna Merkel als auch Karl Heinz Himmler hatten Rücktrittsabsichten bekundet. Erna Merkel in gewisser Einschränkung hinsichtlich einer "zu schwachen" Mannschaft, von der sie nicht die benötigte Unterstützung erwarten könnte. Karl Heinz Himmler trug daraufhin vor, dass die Verbundenheit von Verkehrsverein und Stadt als deren "verlängerter Arm" in Personalunion von Stadtoberhaupt und 1. Vorsitzendem die auch andernorts gängigste Lösung sei. Er schlug daraufhin erneut Erna Merkel als 1. Vorsitzende vor. Zugleich benannte er Gerald Lehmann als möglichen Nachfolger für sein bisher ausgeübtes Amt des Schriftführers. Gerald Lehmann schlug seinerseits Karl Heinz Himmler für das vakant gewordene Amt des 2. Vorsitzenden vor. - So ist es dann geschehen. In die weieren Positionen wurden gewählt: Kassenwartin Lotte Detscher, Beisitzer Bodo Boese, Joseph Braun, Heiner Entzminger, Fritz Hoffmann, Dieter Jung, Günther Lauer, Arnold Marschall, Hans Sauer, Dieter Schellbach, Klaus Scheu, Herbert Staiger, Klaus-Peter Thiemt und Günther Wagener.

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 18.10.1990: Ablauf der Theatersaison 1990. Günter Lauer informieerte über die anstehenden Aufführungen des Stücks "Alles fest im Griff"... Erna Merkel bemerkte, dass die Gestaltung des Plakats bezüglich der Termine ungünstig ausgefallen wäre. Als ebenfalls ungünstig halte sie das Eigenleben der Theatergruppe. Es vereitele die eigentlich gebotene und wünschenswerte Zusammenarbeit und Mitwirkung aller kräfte des Vereins. Die Auftragserteilung von Plakat- und Kartendruck...sei am Vorstand vorbei geschehen. - Überlegungen stellte man über das Turmblasen an, ob und wie eine bessere Gestaltung zu erzielen wäre. Als Gemeinschaftsveranstaltung von Verkehrsverein und Stadtkapelle habe es seinen ursprünglichen Zweck erfüllt, nämlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den einst vom Verfall bedrohten (Post-)Turmbau zu lenken und im Nachhinein dessen Bestand zu sichern... nachdem der ursprüngliche zweck nun erreicht sei, könne dass Turmblasen auch in störungsfreieren Zonen stattfinden, etwa auf der Brücke vom Balkon des Schulhauses aus... Nach wie vor solle der Reinerlös der Kindererholung in der Partnerstadt Blainville zugute kommen. (Anm.: In Form von Mitfinanzierung von Freizeitplätzen bei der jährlichen Ferienerholungsaktion der Verbandsgemeinde.)

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 8.2.1991: Frühjahrsmesse Blainville 5.5.91. Nachdem die Initiative Schaeffer-Bohm lt. Talpost 11.10.90 angekündigt hat, "in jedem Fall im nächsten Frühjahr wieder nach Blainville zu reisen", wird dieser Initiative angeboten, den Stand diesmal probeweise in eigener Regie zu betreiben. Nach Klärung dieser Frage Brief an das Bürgermeisteramt Blainville und Bitte der Stadt an das Konsulat um das übliche Empfehlungsschreiben. Bei negativer Entscheidung der Initiative stehen seitens des Verkehrsvereins bisher zum Einsatz in Blainville bereit: Hoffmann x 2, Himmler x 2, Braun. Staiger kann diesmal nicht (Geburtstag), stellt aber Ware und Gerät zur Verfügung. In diesem Fall würde u. U. der Bauhof-Kombi gebraucht.

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 18.4.1991: Hauptthema der Sitzung waren Fragen zum parkfest rund um die Villa Marx, einer Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Reitverein. Mitbehandelt wurden Vorbereitung Pfingsten 91: Nachdem sich die Absicht zur Aufführung einer ortsbezogenen historischen Szene aus dem neuen Gerald-Lehmann-Stück "Der Raub der Dominikanerinnen" aus Besetzungsgründen nicht realisieren lässt, wird das Unterhaltungsprogramm vom Fastnachtskomitee Lambrechter Gäsböck (einschließlich der Moderation) übernommen... Geißbockspiel 1992: Die Aussprache und die zuvor abgegebene Stellungnahme des letztmaligen Spielleiters Günter lauer ergab, dass sich der Verkehrsverein zur Ausrichtung dieser Großveranstaltung nicht in der Lage sieht. Einer von mehreren Gründen liegt darin, dass der Spielkreis zur Aufführung vor und nach Ostern 1992 wieder ein Volksstück einstudieren wird und dadurch für das Geißbockspiel wichtige Kräfte anderweitig gebunden sind.

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 31.5.1991: Erna Merkel erklärte, dass sie den 1. Vorsitz des Verkehrsvereins niederlegen wolle. Der Verlust der Mithilfe von Traudel Füßer habe zu einer Überlastung im Bürgermeisteramt geführt, was ihr die weitere Vereinsführung unmöglich mache. Karl Heinz Himmler gab bekannt, dass er als zweiter Vorsitzender ebenfalls zurücktreten wolle. Er seiüber viele negative Vorgänge der letzten Zeit enttäuscht und daher nicht mehr zu weiterer Mitarbeit im Vorstand bereit. - Eine positive Seite gewann er dem von der Stadt veranstalteten Grevenhausenfest ab

    Vorstandsssitzungsprotokoll des Verkehrsvereins vom 19.6.1991: Benennung eines kommissarischen Vorsitzenden...wurde im allgemeinen Konsens Gerald Lehmann mit der Funktion eines kommissarischen Vorsitzenden betraut...

    Talpost 15.6.1993: Die vom Verkehrsverein beabsichtigte Wiederholung des beim heimatabend so erfolgreich inszenierte Heimatstückes "Der Felsenkönig von Speyerbrunn" zum anstehenden Kerwewochenende ist nicht realisierbar. Grund ist die Verhinderung einiger Spieler durch Urlaubsreisen, deren Ersetzung nicht in vollem Umfang möglich erscheint. Dies ist in zweierlei Hinsicht sehr bedauerlich, insoweit alle Mitspieler große Bereitschaft für eine Wiederholungs-Aufführung bekundeten. Somit wird die Darbietung beim Heimatabend die vorerst letzte des von Karl Heinz Himmler verfassten Stückes bleiben. Jedoch in einprägsamster Weise, als sie ihrer glanzvollen Art wegen in besonders guter Erinnerung bleiben wird bei allen, die das Stück vor, auf oder hinter der Bühne erleben konnten. Von seiner heimatgeschchtlich großen Bedeutung abgsehen, sicherlich auch ein zusätzlicher Bonus, wenn in fererer Zeit wieder eine Neuaufführung in Angriff genommen werden sollte. Hierfür soll das Stück beim Verkehrsverein auf jeden Fall im Auge behalten werden, der in seiner regelmäßigen, wenn auch in größeren Zeitabständen, eine Möglichkeit für seine Pflege und Erhaltung sieht, welche das Stück gewiss verdient hat...

    Talpost 25.8.1994:: Erfreulicher mitgliederzuwachs... Besonders hervorheben wolle Lehmann die recht erfolgreichen Theateraufführungen "Alles wegen Laura" und 2Geißbocklieferung mit Hindernissen", wie auch den Jahresausflug, der sich mittlerweile als Selbstläufer entwickelt habe. Neben der Unterstützung des 125-jährigen Jubiläums der Feuerwehr habe sich der Verkehrsverein auch besonders hervorgetan bei der Mithilfe zur Gründung des neuen Fördervereins wie auch zur Verwirklichung des Ziels der Restaurierung des Sauerbrunnens.. Im Schulterschluss beider Vereine habe man mit einem ersten Brunnenfest zugunsten des Sauerbrunnens einen beachtlichen Anfangserfolg erzielen können... Lehmann wies auf Verbesserungen hin, die im Berichtsjahr am vereinseigenen großen Festzelt vorgenommen worden sind, verwies auf den relativ hohen Mitgliederbestand von 90 Personen und erklärte, dass der Verkehrsverein mit seinen Festen nicht in Konkurrenz zu anderen Vereinen oder Wirten treten wollen. Als nächstes wichtiges Thema nannte er die Anschaffung eines eigenen Vereinsheims.

    Einladung des Verkehrsvereins vom 29.6.1997 zu einer Mitgliederversammlung mit Neuwahlen: Seit der letzten Mitgliederversammlung am 21.2.1997 hat sich das Verhältnis zwischen dem 1. und 2. Vorsitzenden so verschlechtert, dass eine Zusammenarbeit zur Erfüllung der Vereinssatzung nicht mehr möglich ist... (gez. Arnold Merkel, 1. Vorsitzender)

    DIE RHEINPFALZ 21.7.1997: Verhältnis im Verkehrsvereins-Vorstand zerrüttet. Gerald Lehmann setzt sich bei Neuwahl knapp gegen Arnold Merkel durch... Dass sich die Verhältnisse zwischen ihm und dem bisherigen zweiten Vorsitzenden und Amtsvorgänger Lehmann so zugespitzt haben, dass er jetzt Neuwahlen auf die Tagesordnung gesetzt habe, sah Merkel in Eigenmächtigkeiten. Dazu zählte er die Abfassung von Leserbriefen und deren unterzeichnung als 2. Vorsitzender, die Nichteinbeziehung in die Vorbereitungen für das Geißbockfestspiel, die ausgebliebene Information über den Verlauf des Sommerfestes in Blainville und auch die Anmietung eines Raumes im Haus der Vereine durch Lehmann für die Theatergruppe des Vereins. Als weitere Ursache des Zerwwürfnisses führte Merkel an, dass Lehmann von ihm verlangt habe, gegen die Theatergruppe der Volkshochschule vorzugehen. Lehmann wies die Vorwürfe zurück, bezichtigte Merkel des Amtsmissbrauchs und der Passivität. Die anwesenden 36 Mitglieder entschieden sich im erforderlich gewordenen zweiten Wahlgang mit einer Simme Mehrheit für Lehmann als ersten Vorsitzenden. Zweiter Vorsitzender wurde Herbert Staiger, Schriftführerin Kerstin Lehmann-Schmiedgen, Kassenführerin Gertrud Jung. Beisitzer wurden Ingrid Brombacher, Otto Burkhard, Peter Häckel, Karl Jacqui, Dieter Jung, Ralf Kölsch, Hans Sauer, Volker Schmiedgen und Michael Stöhr. Nach seiner Wahl sagte Lehmann, dass er an seine frühere erfolgreiche Arbeit anknüpfen wolle und sagte: "Hätte es heute abend ein anderes Wahlergebnis gegeben, hätte sich die Theatergruppe vom Verein gelöst." Lehmann nahm für sich in Anspruch in seiner vorherigen Amtszeit den Verein auf Vordermann gebracht zu haben und sagte voraus, dass Theater ein Schwerpunkt seiner Arbeit sein werde, sich der Verein aber auch weiterhin für den Heimatabend, den Sommertag, die Brunnenfeste und die Partnerschaft engagiere. Merkel quittierte das mit: "Das wird jetzt ein Theaterverein." - Die aus Neustadt gekommene Berichterstattung überschrieb ihre dazu abgefasste Glosse mit "Theater im Verein" und glaubte zu erkennen, dass die nächsten Akte für das "Theater Verkehrsverein" bereits vorbereitet werden. Das hat sich als Irrtum erwiesen.

    Talpost 10.2.2000: Das neue Verkehrsverein-Domizil. Der Verkehrsverein - ein Element der Stadt mit häufig wechselndem Wohnsitz? Wo überall schon hatte er seine Habseligkeiten untergebracht! Im Bauhof, im Stadthaus, in einer Wohnbaracke auf dem Kinderspielplatz, im Spritzenhaus, in einem Schulsaal... Damit hat es jetzt ein Ende! Die Stadtverwaltung hat ihm als Domizil ein ursprünglich als Alten-Tagesstätte konzipiertes Haus in der Boweree zugewiesen. Und der Verein hat es für seine Zwecke vertraglich angemietet, umgestaltet und ist drauf und dran, es käuflich zu erwerben (Anm.: Das ist bald darauf geschehen.).

    Jahresbericht des Vorsitzenden Gerald Lehmann zur Mitgliederversammlung am 4. Februar 2000: Er berichtete von 13 Veranstaltungen im Jahr 1999, von 18 im Jahr zuvor und von 12 im Jahr 1997, von denen mit einem neuen Eierrekord im Jahr 1999 das Eierpicken und die Beteiligung am Festumzug in Niederkirchen aus Anlass des 1300-jährigen Bestehens dieser Deidesheimer Muttergemeinde sowie die Theateraufführungen die Höhepunkte waren. Ganz besonders hob er hervor, "dass der Verkehrsverein derzeit über 111 Mitglieder zählt, was einen neuen Höchststand bedeutet".

    Rundschreiben vom 12.3.2001 mit einer vom 1. Vorsitzenden Lehmann unterschriebenen Stellungnahme des Verkehrsvereins zum Stadtratsbeschluss vom November 2000, die Abwicklung der mit dem Fremdenverkehr

    in Verbindung stehenden Angelegenheiten an die Verbandsgemeindeverwaltung zu übertragen: Das Thema sei vereinsintern seitdem drei Mal erörtert worden. Mit diesem Rundschreiben hat sich der Vorsitzende an alle Mitglieder gewandt und ihnen seine Sichtweise dargelegt. Er erkennt darin den Verlust des satzungsgemäßen Auftrags "Fremdenverkehrsförderung" und durch die faktische Enthebung des Vereinszwecks im Namen Verkehrsverein nur noch eine leere Worthülse. In der Konsequenz sei der Verein zur Namen- und Satzungssänderung und vielleicht auch zu einer Vereinsreform gezwungen.