Sommertag

    Lambrechter Sommertagsfest mit dem Privileg einer historischen Bedeutung

    Im Stammdurchhacken ersteht der alte Tuchmacherstreit um die Tuchtrockenplätze

    Bild des Stammdurchhackens

    Was das Sommertagsfest in Lambrecht über alle veranstalteten Feste dieser Art weit hinausragen läßt, ist nicht alleine die Tatsache, daß die Tuchmacherzunft seit Jahrhunderten bis zum Jahre 1870 das Fest gefeiert hat, daß die Bevölkerung von St. Lambrecht und Grevenhausen vor Einwanderung der Wallonen ohne Zweifel bis in die graue Vorzeit hinein das Fest in symbolischer Fassung gepflegt hat, sondern ist vor allem das Privileg einer historischen Bedeutung des Festes, das sonst nicht besteht.

    Ein Rechtsstreit, der im Jahre 1750 zwischen Grevenhausen und St. Lambrecht herrschte, gab Veranlassung dazu.

    Die Grevenhausener hatten im vorgenannten Jahr den Lambrechter Tuchmachern zum Trocknen ihrer Tücher den südlichen Abhang des Sommerberges überlassen müssen, nachdem die Bewohner von St. Lambrecht mit Spießen und mit Stangen ein Recht dafür zu erzwingen vermochte. Die friedliche Einigung darüber wuchs sich zum Volksfest aus, das jedes Jahr am Sonntag Lätare unter Beteiligung der ganzen Stadt feierlichst begangen wurde. Dabei hielt man die Vorgänge fest, die den Kampf im Jahre 1750 hervorgerufen und entschieden hatten. Die rein symbolische Bedeutung des uralten Volksfestes wurde mit der historischen Auffassung verbunden und in dieser Vermischung jedes Jahr auf folgende Weise gefeiert:

    St. Lambrecht rüstet zum feierlichen Aufzug zum Sommerberg. Der Zug, der in eine heidnisch-germanische Gruppe, Landsknechte,Vertreter der Tuchmacherzunft, Träger altpfälzischer Trachten u. a. zerfällt, bewegt. sich unter Trommelschlag und Musik durch die Stadt. Die Bewohner von Grevenhausen werden auf die Nachricht vorn Aufzug der St. Lambrechter durch Alarm zur Verteidigung des Sommerberges zusammengerufen und eilen dorthin. Um den Aufmarsch der St. Lambrechter aufzuhalten, wird eilends ein Baumstamm quer über den Weg gelegt. Die Grevenhausener erwarten dahinter die St. Lambrechter kampfbereit mit Flinten, Spießen und Stangen, die unter Trommelschlag heranrücken.

    Voran marschieren zwei Sappeure mit Äxten, Bärenmützen auf dem Kopf und Tabakspfeifen im Mund. Der Kampf beginnt, die Sappeure stürzen sich auf den Stamm, da erscheint der bischöfliche Sekretär und Vogt von Grevenhausen und gebietet Einhalt. Das Recht der Lambrechter am Sommerberg soll eine Urkunde, die er verliest, dartun. Aber die Parteien setzen den Kampf fort. Die Grevenhausener ziehen sich auf den Sommerberg zurück, die St. Lambrechter folgen. Auf dem Raafacker geht nun der Kampf zwischen Winter und Sommer in Szene. Der Sieger wird mit einem Efeukranz als Sommerzeichen geschmückt, der Besiegte bekommt einen Strohkranz.

    Beide Parteien jubeln u. singen und ziehen vereint mit Musik durch die Stadt, die Jugend voran, die ihre bunt geschmückten Sommertagsstecken trägt, zum Marktplatz, wo der Winter verbrannt wird.

    Die neue Zeit mit ihrem enormen Verkehr auf der Hauptstraße verbietet längst den althergebrachten Zug zum Sommerberg. Die ganze Zeremonie wird auch diesmal wieder in den Schulhof verlegt. wo der Stamm durchgehauen wird und die Ringer um die Frühlingspalme ihren Kampf austragen. Dann geht der Festzug durch die Stadt zum alten Marktplatz, wo der Winter in Gestalt eines großen Strohbosens verbrannt wird.